road of humbleness

Das erste Buch der Makkabäer

Das erste Buch der Makkabäer

Kapitel 1:

Alexander der Große und seine Nachfolger

Alexander, der Sohn Philippus von Mazedonien, brach zu einem Eroberungszug auf und besiegte Darius, den König von Persien und Medien. Er wurde König über dessen ganzes Reich, so wie er zuvor schon über ganz Griechenland geherrscht hatte. Er führte beständig Krieg und eroberte eine Festung nach der anderen; überall ließ er die Könige umbringen. Er drang bis in die fernsten Länder vor und plünderte sie aus. Auf der ganzen Erde gab es schließlich niemand mehr, der ihm noch Widerstand leistete. Da wurde er stolz und überheblich. Mit Hilfe seines riesigen Heeres unterwarf er Länder, Völker und ihre Herrscher und zwang sie, ihm regelmäßig Tribut zu zahlen.

Plötzlich wurde er schwer krank. Er merkte, daß er nicht mehr lange zu leben hatte. Da ließ er seine höchsten Offiziere kommen, die zusammen mit ihm erzogen worden waren, und teilte sein Reich unter sie auf, bevor er starb. Bei seinem Tod war er zwölf Jahre König gewesen.

Sobald Alexander tot war, übernahmen seine Offiziere die Regierung. Sie machten sich zu Königen, jeder in dem Gebiet, das er bekommen hatte, und vererbten die Herrschaft auf ihre Nachkommen. Das ging so durch viele Generationen. Die Nachfolger Alexanders brachten viel Elend über die Menschen.

Zuletzt wuchs unter ihnen ein besonders übler Verbrecher heran: Antiochus IV. Epiphanes, ein Sohn des Königs Antiochus. Nachdem er als Geisel in Rom gelebt hatte, wurde er im hundertsiebenunddreißigsten Jahr der griechischen Herrschaft König über das Reich der Seleukiden.

Israeliten verraten ihren Glauben

Damals traten im Volk Israel Verräter auf und verführten viele dazu, sich vom Gesetz Gottes abzuwenden. Sie forderten ihre Mitbürger auf: Wir wollen uns mit den fremden Völkern verbrüdern, unter denen wir leben! Denn seit wir uns von ihnen abgesondert haben, geht es uns schlecht.

Ihr Vorschlag fand Anklang, und einige aus dem Volk erklärten sich bereit, zum König zu gehen und seine Zustimmung einzuholen. Der König gab ihnen die Erlaubnis, nach den Sitten der übrigen Völker zu leben. Darauf bauten sie in Jerusalem eine Sportanlage, wie sie bei den anderen Völkern üblich war, und ließen sich operieren, damit man ihnen nicht mehr ansah, daß sie beschnitten worden waren. So wurden sie zu Verrätern an dem Bund, den der HERR mit seinem Volke Israel geschlossen hatte. Sie schlossen sich mit den fremden Völkern zusammen und gaben sich dazu her, Dinge zu tun, die das Gesetz des HERRN verbietet.

Der Tempel in Jerusalem wird ausgeraubt

Als Antiochus sah, daß seine Herrschaft gesichert war, faßte er den Plan, auch über Ägypten König zu werden und so über zwei Reiche zu herrschen. Er drang mit einem starken Heer in Ägypten ein, mit Streitwagen, Kriegselefanten, Reitern und einer großen Flotte, und griff den ägyptischen König Ptolemäus an, Ptolemäus wurde geschlagen und mußte fliehen; sein Heer erlitt schwere Verluste. Die befestigten Städte wurden erobert und das ganze Land ausgeplündert.

Nachdem Antiochus Ägypten erobert hatte, wandte er sich im hundertdreiundvierzigsten Jahr der griechischen Herrschaft gegen Israel und zog mit einem großen Heer vor Jerusalem. In seiner Überheblichkeit drang er sogar in den Tempel ein und raubte den goldenen Räucheraltar, den siebenarmigen Leuchter mit allem, was dazugehört, den Tisch, auf dem man das geweihte Brot auslegte, die Kannen und Schalen, die goldenen Räucherpfannen und den Vorhang. Die goldenen Kränze und den gesamten Goldschmuck an der Vorderfront des Tempels ließ er abschlagen. Das Gold und Silber, die kostbaren Geräte und alles, was er an versteckten Schätzen hatte finden können, ließ er in sein Land schleppen. Unter den Einwohnern Jerusalems richtete er ein Blutbad an und trat anmaßend und überheblich auf.

Da kam Trauer über ganz Israel, an allen Orten erhob sich die Klage. Die Führer und die Alten stöhnten, die Jungen verloren alle Kraft, die Schönheit der Frauen welkte dahin, der Bräutigam sang die Totenklage, und die Braut saß weinend in ihrer Kammer. Selbst die Erde wurde von Beben erschüttert, so litt das Land mit seinen Bewohnern. Schande bedeckte die Nachkommen Jakobs, Schmach umhüllte sie wie ein Kind.

Feinde besetzen die heilige Stadt

Jahre später schickte König Antiochus einen Beauftragten nach Judäa, um die Steuern einzutreiben. Mit einer starken Heeresmacht erschien er vor Jerusalem, erklärte jedoch, er komme in friedlicher Absicht. Als man ihm glaubte, ließ er plötzlich seine Soldaten in die Stadt einfallen. Sie warfen jeden Widerstand nieder und töteten viele israelitische Männer. Dann plünderten sie die Stadt, steckten sie in Brand und rissen Häuser und Stadtmauern ein. Frauen und Kinder schleppten sie mit und machten sie zu Sklaven; den ganzen Besitz nahmen sie als Beute an sich.

Einen Teil Jerusalems, die sogenannte Davidsstadt, bauten sie als Festung aus. Ringsherum zogen sie eine hohe und starke Mauer, mit mächtigen Türmen. Als Besatzung legten sie Männer aus fremden Völkern hinein, die das Gesetz GOTTES nicht achteten. Diese setzten sich darin fest, versahen sich mit Waffen und Nahrungsvorräten und horteten dort auch die Beute, die sie in Jerusalem zusammen geraubt hatten. Sie waren für die Israeliten eine ständige Bedrohung.

Ein Hinterhalt waren sie für den Tempel, eine dauernde Drohung für Israel und jederzeit gefährliche Feinde. Schuldlosen Menschen brachten sie den Tod und vergossen ihr Blut rings um den Tempel; so entweihten sie den heiligen Ort. Die Bewohner der Stadt ergriffen die Flucht, und Fremde ließen sich darin nieder. Jerusalems Kinder zogen davon, denn die Stadt war ihnen keine Heimat mehr. Der Tempel war menschenleer wie die Wüste, die Feste in Trauertage verwandelt, der Sabbat geschändet und verhöhnt. Statt Ehre erfuhr die Stadt nun Verachtung. So hoch ihr Ruhm einst gewesen war, so tief war nun ihre Schande; in Trauer versank Jerusalem.

Ein Reich - ein Volk - ein Glaube

Danach bestimmte König Antiochus durch einen Erlaß, daß alle Völker seines Reiches ein einziges Volk sein sollten. Jedes Volk mußte seine besonderen Gebräuche aufgeben. Alle anderen Völker fügten sich diesem Befehl und führten den Götzendienst ein, den der König angeordnet hatte. Auch in Israel opferten viele vor den Götzenbildern und entweihten den Sabbat.

Der König hatte seine Beauftragten nach Jerusalem und in die anderen Städte Judäas geschickt. Sie überbrachten Briefe, in denen der König befahl, die neuen Gebräuche einzuführen. Die gewohnten Brand-, Mahl- und Trankopfer sollten eingestellt, die Sabbate und Festtage durch Arbeit entweiht und das Heiligtum und seine Priester durch Einführung abscheulicher Bräuche geschändet werden. Der König schrieb vor, daß Opferstätten und Tempel für die fremden Götzen errichtet werden sollten. Dort mußten Schweine und andere unreine Tiere geopfert werden. Die Israeliten durften ihre neugeborenen Söhne nicht mehr beschneiden und mußten alles mögliche tun, was unrein macht und GOTT verhaßt ist. Auf diese Weise sollte das Gesetz des HERRN außer Kraft gesetzt werden; niemand durfte mehr seine Vorschriften befolgen. Der König drohte jedem, der seinem Befehl nicht gehorchte, mit der Todesstrafe.

Entsprechende Verfügungen erließ Antiochus für sein ganzes Reich. Er ordnete auch an, daß der Reihe nach in allen Städten Judäas die neuen Opfergötzendienste veranstaltet werden sollten, und setzte Beamte ein, die darüber wachen mußten, daß seine Anordnungen im ganzen Land befolgt wurden. Viele aus dem Volk Israel schlossen sich den Verrätern an; sie sagten sich vom Gesetz des HERRN los und taten, was dem HERRN ein Greuel ist. Die treuen Israeliten mußten sich vor ihnen verstecken und in allen möglichen Schlupfwinkeln Zuflucht suchen.

Götzendienst im Tempel Gottes

Am fünfzehnten Tag des Monats Kislev (9. Monat) im hundertfünfundvierzigsten Jahr der griechischen Herrschaft ließ König Antiochus oben auf dem großen Brandopferaltar des Tempels einen Götzenaltar aufstellen und entweihte dadurch den Tempel. Auch in den anderen Städten Judäas baute man Götzenaltäre. Vor allen Häusern und auf allen Plätzen verbrannte man Weihrauch. Wenn man eine Buchrolle mit dem Gesetz GOTTES fand, riß man sie in Fetzen und verbrannte sie. Wer eine Gesetzesrolle bei sich versteckte oder das Gesetz GOTTES befolgte, wurde auf Grund königlichen Erlasses zum Tod verurteilt. Monatelang gingen die Beauftragten des Königs in allen Städten mit roher Gewalt gegen die Israeliten vor, die sich dem Befehl des Königs widersetzten.

Am fünfundzwanzigsten Tag des Monats Kislev brachten sie dann auf dem Altar, den man oben auf dem Brandopferaltar errichtet hatte, das erste Opfer dar. Frauen, die ihre Kinder beschneiden ließen, wurden nach der Anordnung des Königs hingerichtet; die Säuglinge hängte man ihnen dabei an den Hals. Auch alle ihre Angehörigen und der Mann, der die Beschneidung vorgenommen hatte, wurden umgebracht. Trotzdem blieben viele Israeliten standhaft und aßen nichts, was nach dem Gesetz GOTTES als unrein gilt. Sie nahmen lieber den Tod auf sich, als verbotene Speisen zu essen und den Bund mit dem HERRN lag schwer auf Israel.

Kapitel 2:

Die Trauer der Frommen

Damals lebte ein Priester namens Mattatias, ein Sohn Johanans und Enkel Simeons. Er gehörte zur Priestergruppe Jojarib und stammte aus Jerusalem, war dann aber nach Modein gezogen. Er hatte fünf Söhne: Johanan, den man auch Gaddi nannte, Simeon mit dem Beinamen Tassi, Judas, der als der Makkabäer bekannt wurde, Eleasar, der auch Awaran hieß, und Jonathan mit dem Beinamen Aphus.

Als Mattatias hörte, wie in Jerusalem und in ganz Judäa GOTT verhöhnt wurde, rief er seine Söhne zusammen und klagte laut über das, was im Land geschah. Er sagte:

Warum nur wurde ich geboren? Warum muß ich es miterleben, wie mein eigenes Volk zugrunde gerichtet und die Heilige Stadt geschändet wird? Ohnmächtig sitze ich und sehe zu, wie sie den Feinden ausgeliefert ist, wie Fremde im Tempel schalten und walten. Das Heiligtum ist verächtlich geworden, wie ein Mann, der seine Ehre verlor: Seine prachtvollen Schätze wurden geraubt und als Beute der Feinde fortgeschleppt. Die kleinen Kinder wurden hingemordet auf den Straßen und Plätzen unserer Stadt, die jungen Männer tötete das Schwert. Jedes Volk hat sich an ihr bereichert und ein Stück der Herrschaft an sich gerissen. Die Stadt, einst frei, ist jetzt wie eine Sklavin, man hat ihr allen Schmuck genommen. Seht doch den Tempel, unseren ganzen Stolz: die Feinde haben ihn verwüstet, die Fremden haben ihn entweiht! Was nützt uns dann das Leben noch?

Mattatias und seine Söhne zerrissen ihre Kleider, zogen Trauerkleider an und klagten laut wie bei einem Todesfall.

Ein Mann greift zum Schwert

Die königlichen Beauftragten, die die Juden zum Abfall von ihrem Glauben zwingen sollten, kamen auch nach Modein. Sie ordneten einen Gottesdienst an, bei dem Opfer für Götzen dargebracht werden sollten. Viele Israeliten versammelten sich dazu. Auch Mattatias und seine Söhne mußten erscheinen.

Die Beauftragten des Königs wandten sich an Mattatias und sagten: Du hast in dieser Stadt großen Einfluß; du bist angesehen und die Familien deiner Brüder stehen geschlossen hinter dir. Darum komm als erster nach vorn und tu, was der König angeordnet hat! Alle anderen Völker haben den Befehl des Königs befolgt, und ebenso die Männer Judäas und alle, die in Jerusalem übriggeblieben sind. Wenn du vorangehst, zählt der König dich und deine Söhne zu seinen Freunden, und ihr bekommt Silber und Gold in Menge und viele andere Geschenke dazu.

Mattatias antwortete so laut, daß alle es hören konnten: Auch wenn alle Völker im Reich des Königs seinem Befehl gehorchen und anstelle ihrer eigenen Religion den neuen Glauben annehmen, den der König angeordnet hat - ich, meine Söhne und meine Brüder bleiben dem Bund treu, den GOTT mit unseren Vorfahren geschlossen hat. Nie und nimmer gehen wir vom Gesetz des HERRN ab; wir werden keine einzige seiner Vorschriften aufgeben. Wenn der König das von uns verlangt, werden wir seinem Befehl nicht gehorchen.

Kaum hatte Mattatias das gesagt, da trat ein Jude aus der Menge vor und wollte auf dem Altar das Opfer darbringen, wie der König es angeordnet hatte. Als Mattatias das sah, ließ ihn die Leidenschaft für das Gesetz des HERRN alle Rücksicht vergessen. Bebend vor Entrüstung und von gerechtem Zorn erfüllt, sprang er vor und erstach den Verräter auf dem Altar. Auch den königlichen Beamten, der die Juden zum Opfer zwingen wollte, erschlug er und zerstörte den Altar. In seinem leidenschaftlichen Eifer für das Gesetz des HERRN handelte er genauso wie einst Pinehas, als er Simri, den Sohn Salus, niederstach.

Danach ging Mattatias durch die Stadt und rief: Wer ist bereit, für das Gesetz zu kämpfen? Wer steht treu zum Bund des HERRN? Er soll mit mir kommen! Dann flüchtete er mit seinen Söhnen in die Berge. Ihren ganzen Besitz ließen sie in der Stadt zurück.

Auch am Sabbat wird gekämpft

Zahlreiche Juden, die dem Gesetz treu bleiben wollten, zogen sich damals in die Schluchten der jüdischen Wüste zurück, um dort zu leben. Ihre Frauen und Kinder und selbst das Vieh hatte sie mitgenommen, denn zu Hause war ihre Lage unerträglich geworden.

Als die königlichen Beamten Jerusalems und die Besatzung der Davidsstadt hörten, daß eine große Zahl von Aufsässigen in die Höhlen der Wüste geflüchtet war, wurde eine starke Truppenabteilung gegen sie aufgeboten. Sie spürte die Flüchtlinge auf und machte sich sofort zum Kampf bereit, obwohl gerade Sabbat war. Die Soldaten riefen den Juden zu: Ihr seht, es gibt für euch keinen Ausweg mehr! Kommt heraus aus euren Höhlen und tut, was der König verlangt; dann bleibt ihr am Leben! Aber die Juden antworteten: Nein, wir kommen nicht zu euch heraus; wir tun nicht, was der König verlangt! Wir werden aber auch nicht den Sabbat entweihen.

Da gingen die Soldaten zum Angriff über. Die Juden leisteten keinerlei Widerstand; sie warfen keine Steine auf die Angreifer und versperrten nicht einmal die Zugänge zu den Höhlen. Sie riefen: Lieber wollen wir alle sterben, als vor GOTT schuldig werden. Himmel und Erde sind Zeugen dafür, daß ihr uns gegen alles Recht ermordet. Obwohl es Sabbat war, drangen die Soldaten auf die Juden ein und brachten alle um, auch die Frauen und Kinder und das Vieh. Etwa tausend Menschen kamen auf diese Weise ums Leben.

Mattatias und seine Anhänger hörten davon; sie hielten eine große Trauerfeier für die Toten. Aber dann sagten sie zueinander: Wenn wir es alle so machen wie unsere Freunde, dann sind wir in kürzester Zeit ausgerottet. Wir müssen uns gegen unsere Feinde wehren und um unser Leben und für unsere Gesetze kämpfen. Darum beschlossen sie noch am selben Tag: Wenn uns jemand am Sabbat angreift, werden wir uns wehren. Wir wollen nicht alle umkommen wie unsere Brüder in ihren Höhlen!

Erste Erfolge im Befreiungskampf

Den Leuten um Mattatias schlossen sich damals auch die Hasidäer an, eine Gemeinschaft gesetzestreuer Juden, lauter kampftüchtige Männer. Auch alle anderen, die vor den Verfolgern flüchten konnten, stießen zu ihnen und verstärkten ihre Reihen. So bildeten die Anhänger des Mattatias eine beachtliche Streitmacht. Sie gingen rücksichtslos gegen die fremden Truppen und gegen die Verräter am Gesetz GOTTES vor. Wen sie nicht erschlugen, der floh über die Grenze, um sich in Sicherheit zu bringen.

Mattatias und seine Leute unternahmen Streifzüge durch das ganze Land; sie rissen die Götzenaltäre nieder und beschnitten mit Gewalt alle unbeschnittenen Jungen, die sie im Gebiet Israels fanden. Sie verfolgten alle, die in ihrer Überheblichkeit das Gesetz des HERRN abschaffen wollten, und treiben die Befreiung Israels voran. Sie kämpften gegen fremde Völker und Könige für die Geltung des göttlichen Gesetzes. Sie brachen im ganzen Land die Macht des abscheulichen Antiochus.

Das Vermächtnis des alten Mattatias

Als Mattatias spürte, daß er sterben mußte, sandte er zu seinen Söhnen:

Schlimme Zeiten sind über uns gekommen! Verbrecher schalten und walten im Land; der HERR ist zornig auf uns und straft uns hart. Darum, meine Söhne kämpft für das Gesetz, und setzt euer Leben ein für den Bund, den GOTT mit unseren Vorfahren geschlossen hat. Nehmt euch ein Vorbild an den Taten, die unsere Vorfahren in der großen alten Zeit vollbrachten! Dann werdet auch ihr berühmt werden, und euer Name wird nie in Vergessenheit geraten.

Denkt an Abraham: Er wurde auf die Probe gestellt, aber er gehorchte GOTT; deshalb fand er bei GOTT Anerkennung.

Denkt an Josef: Er ließ sich nicht verführen, sondern befolgte GOTTES Gebot, darum wurde er Herrscher über Ägypten.

Denkt an unsern Vorfahren Pinehas: Er kämpfte leidenschaftlich für die Sache GOTTES, darum versprach GOTT ihm, daß seine Nachkommen für alle Zeiten Priester sein sollten.

Denkt an Josua: Er erfüllte den Auftrag den Mose ihm gab, darum wurde er Richter in Israel.

Denkt an Kaleb: Vor dem ganzen Volk bezeugte er die Wahrheit, darum bekam er einen Anteil an Israels Land.

Denkt an David: Er war GOTT treu, darum versprach ihm GOTT, daß sein Königtum für alle Zeiten bestehen werde.

Denkt an Elia: Er kämpfte mit Leidenschaft für das Gesetz des HERRN, darum fuhr er lebendig zum Himmel auf.

Denkt an Jananja, Asarja und Mischael: Sie vertrauten fest auf den HERRN, darum rettete er sie aus dem glühenden Ofen.

Denkt an Daniel: Weil GOTT keine Schuld an ihm fand, rettete er ihn vor den Löwen.

Durchforscht die ganze Vergangenheit Israels, und ihr werdet sehen: GOTT läßt keinen im Stich, der ihm vertraut. Habt also keine Angst, wenn euch dieser abscheuliche Verbrecher droht! Er mag noch so großspurig auftreten, bald fressen die Würmer sein faulendes Fleisch. Heute noch steht er mächtig da, aber morgen schon ist es mit ihm vorbei. Er muß zu Staub werden, und mit seinen Plänen ist es aus. Seid also mutig und standhaft, meine Söhne, und kämpft für das Gesetz des HERRN; denn das wird euch Ehre bringen.

Dann fuhr Mattatias fort: Wenn ich tot bin, sollt ihr euren Bruder Simeon wie euren Vater achten. Ich weiß, daß er ein sicheres Urteil hat. Hört deshalb immer auf seinen Rat! Judas, der Makkabäer, soll die Kriegführung übernehmen und unser Heer befehligen. Von Jugend auf hat er sich im Kampf ausgezeichnet. Sammelt alle um euch, die treu zum Gesetz halten. Zahlt den Fremden heim, was sie unserem Volk angetan haben! Befolgt alles, was das Gesetz des HERRN vorschreibt!

Mattatias segnete seine Söhne, dann starb er im hundertsechsundvierzigsten Jahr der griechischen Herrschaft. Man setzte ihn im Familiengrab in Modein bei, und alle Israeliten trauerten sehr um ihn.

Kapitel 3:

Judas der Makkabäer

Judas, der Makkabäer, trat nun an die Stelle seines Vaters Mattatias. Alle seine Brüder standen hinter ihm, und auch alle, die sich seinem Vater angeschlossen hatten, leisteten ihm Gefolgschaft. Begeistert setzten sie den Kampf für die Befreiung Israels fort.

Zu welchem Ruhm hat er sein Volk gebracht! Judas - ein wahrer Riese im Kampf: so sah man ihn in seinem Panzer und wenn er seine Waffen ergriff. Dem Heer verlieh er Sicherheit und Stärke durch seine Tüchtigkeit im Streit. Beim Angriff glich er einem jungen Löwen, der sich brüllend auf die Beute wirft. Alle, die GOTTES Gesetz übertraten, spürte er auf und bestrafte sie. Und alle, die sein Volk verwirrten, rottete er mit Feuer aus. Die Furcht vor ihm ließ alle erzittern, sie verloren den Mut und vergingen vor Angst. So gelang es ihm, sein Volk zu befreien. Manchem König machte er viel Verdruß, doch Israel brachte er große Freude. Das Andenken an ihn und seine Taten sei für immer in Ehren gehalten! Er zog durch alle Städte von Juda und rottete dort die Treulosen aus; so rette er Israel vor GOTTES Zorn. Er sammelte, was schon verloren war. Bis in die fernsten Länder reicht sein Ruhm!

Judas besiegt Apollonius und Seron

Apollonius zog syrische Truppen sowie ein starkes Heer aus Samarien zusammen und rückte an, um den Aufstand in Israel niederzuwerfen. Judas erfuhr davon und zog Apollonius entgegen. Er besiegte das feindliche Heer und tötete Apollonius; auch viele der feindlichen Soldaten kamen um. Die Israeliten rüsteten sich mit den erbeuteten Waffen aus. Judas nahm das Schwert Apollonius an sich; in allen weiteren Kämpfen war es von jetzt an seine Waffe.

Seron der Befehlshaber der Streitkräfte in Syrien, hörte, daß Judas eine Schar gesetzestreuer und zum Kampf entschlossener Männer um sich gesammelt hatte. Da sagte er: Ich werde gegen diese Leute Krieg führen, weil sie die Befehle des Königs mißachten. Dadurch kann ich im ganzen Reich berühmt werden. ein großes Heer schloß sich ihm an, lauter gottferne Leute, die ihm helfen wollten, den Vergeltungsschlag gegen Israel zu führen. Judas zog ihnen mit einer kleinen Schar entgegen. Beim Gebirgsaufstieg von Beth-Horon trafen sie aufeinander. Als die Männer das feindliche Heer sahen, sagten sie zu Judas: Wir sind nur eine Handvoll Leute, wie sollen wir gegen eine solche Übermacht kämpfen? Außerdem sind wir ganz erschöpft, wir haben den ganzen Tag noch nichts gegessen! Judas antwortete: Es ist sehr gut möglich, daß viele Leute von wenigen überwältigt werden. GOTT kann durch wenige genauso helfen wie durch viele. Denn GOTTES Kraft schafft den Sieg, nicht die Größe des Heeres. Diese Männer kommen voller Anmaßung und Feindschaft gegen das Gesetz GOTTES daher und wollen uns, unsere Frauen und Kinder umbringen und unser Hab und Gut rauben. Aber wir kämpfen um unser Leben und für die Aufrechterhaltung unserer Gesetze.

Deshalb wird GOTT die Feinde vor unseren Augen vernichten. Habt nur ja keine Angst vor ihnen! Judas ließ sofort angreifen, und Seron und sein Heer wurden vernichtend geschlagen. Judas und seine Leute verfolgten sie den Gebirgsaufstieg von Beth-Horon hinunter bis in die Ebene. Von den Gegnern fielen an die achthundert Mann. Der Rest floh in das Gebiet der Philister. Da fing man an, Judas und seine Brüder zu fürchten. Schrecken befiel die Völker ringsum. Überall erzählte man von seinen Taten, und auch der König erfuhr davon.

Der König beauftragt Lysias, das jüdische Volk zu vernichten

Als Antiochus von den Vorfällen hörte, wurde er sehr zornig. Er ließ alle Truppen seines Reiches zusammenziehen, ein gewaltiges Heer, stellte aus dem königlichen Schatz Sold für ein Jahr bereit und befahl den Soldaten, sich für jeden Fall bereitzuhalten. Er mußte jedoch feststellen, daß er damit sein ganzes Geld verbraucht hatte. Auch das Steueraufkommen war stark zurückgegangen, weil Antiochus der alteingewurzelten Bräuche viel Unfrieden und Unglück über die Länder seines Reiches gebracht hatte. Der König war nun in Sorge, daß er - wie es schon früher mehrmals vorgekommen war - seinen Aufwand einschränken müßte und keine Geschenke mehr verteilen könnte.

Er war nämlich bisher sehr freigebig gewesen, mehr als seine Vorgänger. In seiner großen Verlegenheit beschloß er, nach Persien zu ziehen, von den dortigen Ländern die Steuern einzutreiben und so wieder genug Geld zusammenzubringen. Als Statthalter über das Gebiet zwischen dem oberen Euphrat und der ägyptischen Grenze ließ er Lysias zurück, einen angesehen Mann aus der königlichen Familie. Ihm vertraute er auch für die Zeit seiner Abwesenheit die Erziehung seines Sohnes Antiochus an. Er unterstellte ihm die Hälfte aller seiner Truppen, dazu die Kriegselefanten, und gab ihm Anweisung für alle anstehenden Maßnahmen, auch für das Vorgehen gegen die Bewohner von Judäa und Jerusalem. Nach dem Willen des Königs sollte Lysias ein Heer gegen Israel schicken und den Widerstand dieses Volkes ein für allemal brechen.

Er sollte vernichten, was von Jerusalem noch übrig geblieben war, und alles auslöschen, was an die Juden erinnern könnte. In dem ganzen Gebiet sollte eine fremde Bevölkerung angesiedelt und das Land durch das Los an sie verteilt werden. Mit der anderen Hälfte seiner Truppen brach der König von seiner Hauptstadt Antiochia auf und zog über den Euphrat in die östlichen Länder seines Reiches. Das war im hundertsiebenundvierzigsten Jahr der griechischen Herrschaft.

Lysias schickt Gorgias und Nikanor nach Judäa

Lysias beauftragte Ptolemäus, den Sohn von Dorymenes, sowie Nikanor und Gorgias, drei tüchtige Männer aus dem Kreis der Freunde des Königs, und schickte sie mit vierzigtausend Mann und siebentausend Reitern nach Judäa. Sie sollten den Befehl des Königs ausführen und das Land zur Wüste machen. Ihr Heer setzte sich in Marsch, kam nach Judäa und schlug in der Ebene bei Emmaus ein Lager auf. Dort schlossen sich noch Truppen aus Idumäa an. Die Händler der Umgebung hörten davon und fanden sich im Lager ein, um die gefangenen Israeliten als Sklaven aufzukaufen. Zu dem Zweck hatte sie eine Menge Silber und Gold und auch die nötigen Fußfesseln mitgebracht.

Die Israeliten bereiten sich auf den Kampf vor

Judas und seine Brüder sahen, daß die Lage sich gefährlich zugespitzt hatte und das feindliche Heer bereits in Judäa stand. Sie hörten auch, daß der König den Befehl erteilt hatte, mit dem Volk der Juden endgültig aufzuräumen. Da sagten sie zueinander: Wir werden die Vernichtung unseres Volkes nicht zulassen; wir werden für unser Volk und für das Heiligtum kämpfen! Alle Israeliten kamen zusammen, um sich für den Kampf zu rüsten und im Gebet GOTTES Erbarmen und Hilfe zu erflehen; aber:

Jerusalem lag unbewohnt, leer wie die Wüste war die Stadt. Von allen, denen sie einst Heimat war, ließ sich niemand mehr in ihr sehen. Der heilige Tempel war entweiht, und Ausländer saßen in der Festung; sie war ein Lagerplatz für alle Fremden. Die Freude war aus Israel verschwunden, Flöten und Harfen blieben stumm.

Deshalb zog die versammelte Menge nach Mizpa, einem Ort in der Nähe von Jerusalem, an dem die Israeliten früher eine Gebetsstätte hatten. Dort zerrissen sie ihre Kleider, zogen das Trauergewand an, streuten Asche auf ihren Kopf und fastesten den ganzen Tag. Sie breiteten die Buchrolle mit dem Gesetz GOTTES aus, um aus ihm eine Weisung zu empfangen, wie sie sich die fremden Völker durch Befragung ihrer Götterbilder geben lassen. Man hatte auch die Priestergewänder mitgebracht und die ersten Früchte der Ernte und die Erstgeburten des Viehs und den Zehnten. Auch die Gottgeweihten, deren Gelübde abgelaufen war, hatte man nach Mizpa bestellt. Die versammelte Menge schrie zu GOTT: Was sollen wir mit diesen heiligen Gaben und mit diesen Menschen machen? Wo sollen wir sie hinbringen? Dein Heiligtum ist zertreten und entweiht, und deine Priester sind erniedrigt und trauern. Und jetzt sind die Fremden gegen uns angetreten und wollen uns ausrotten. Du weißt, was sie mit uns vorhaben. Wie sollen wir ihrem Angriff standhalten, wenn du uns nicht hilfst? Die Trompeten wurden geblasen, und es erhob sich ein lautes Geschrei.

Darauf bestimmte Judas die Anführer für die Tausend- und Hundertschaften des israelitischen Heeres und für die Einheiten von fünfzig und zehn Mann. Alle, die erst kürzlich geheiratet oder ein Haus gebaut oder Weinberge angelegt, und alle, die Angst hatten, wurden entsprechend der Vorschrift im Gesetz des HERRN nach Hause geschickt. Danach brach das Heer von Mizpa auf und bezog südlich von Emmaus sein Lager. Judas sagte zu den Männern: Nehmt all euren Mut zusammen und haltet euch bereit! Morgen in der Frühe werden wir das Heer der Fremden angreifen, das sich zusammengerottet hat, um uns und unser Heiligtum zu vernichten. Lieber wollten wir kämpfend sterben, als den Untergang unseres Volkes und des Heiligtums mitansehen zu müssen. Aber GOTT weiß, was er beschlossen hat. Sein Wille soll geschehen!

Kapitel 4:

Georgias wird besiegt

Georgias war in der Nacht mit fünftausend Mann und tausend ausgesuchten Reitern aus dem Lager bei Emmaus aufgebrochen, um die Juden in Mizpa anzugreifen und überraschend zu schlagen. Leute von der Jerusalemer Besatzung wiesen ihm den Weg. Aber Judas hatte davon erfahren und ebenfalls seine Männer in Marsch gesetzt. Er wollte gegen das königliche Heer im Lager bei Emmaus einen Schlag führen, solange ein Teil der Truppen abwesend war. Georgias erreichte das Lager der Juden bei Mizpa noch in der Nacht, fand es aber leer und suchte nun das Gebirge ab, weil er meinte, sie hätten sich vor ihm dorthin geflüchtet.

Bei Tagesanbruch erschien Judas mit dreitausend Mann in der Ebene. Sie waren nicht so gut ausgerüstet und bewaffnet, wie sie es sich gewünscht hätten, und sahen nun das stark befestigte Lager der Fremden und die kampferprobte Reiterei, die es ringsum sicherte. Judas ermahnte seine Leute: Habt keine Angst vor ihrer großen Zahl und ihrer wilden Kraft! Denkt daran, wie unsere Vorfahren am Roten Meer gerettet wurden, als der Pharao sie mit seinem Heer verfolgte! Wir wollen zu GOTT rufen, daß er an den Bund denkt, den er mit unseren Vorfahren geschlossen hat, daß er zu uns steht und heute dieses Heer vor unseren Augen vernichtet. Alle Völker sollen erkennen, daß es einen GOTT gibt, der Israel befreit und rettet!

Die Fremden sahen die Israeliten anrücken, kamen aus dem Lager und stellte sich zum Kampf auf. Judas Männer bliesen die Signalhörner und griffen an. Die Feinde wurden vernichtend geschlagen. Sie flohen in die Ebene, und wer nicht schnell genug war, wurde von den Israeliten niedergemacht. Die Verfolgung erstreckte sich bis nach Geser und weiter in die Ebene von Idumäa, von Aschdod und Jamnia. Etwa dreitausend feindliche Soldaten fielen. Dann brach Judas die Verfolgung ab und kehrte um. Er sagte zu seinen Leuten: Stürzt euch nicht auf die Beute; es steht uns noch ein weiterer Kampf bevor! Gorgias ist mit seinen Truppen in den Bergen ganz in der Nähe. Stellt euch also zum Kampf auf und greift sie an; danach könnt ihr euch in aller Ruhe über die Beute hermachen. Judas hatte gerade zu Ende gesprochen, da tauchte schon eine Abteilung des Gegners hinter einem der Berge auf. Als aber die feindlichen Soldaten merkten, daß ihr Heer geschlagen und in die Flucht gejagt und ihr Lager in Brand gesteckt worden war - denn der aufsteigende Rauch war weithin sichtbar, da packte sie eine panische Angst. Als sie auch noch Judas und sein Heer kampfbereit in der Ebene stehen sahen, flohen sie alle in das Gebiet der Philister.

Jetzt erst gab Judas das feindliche Lager zur Plünderung frei. Seine Männer erbeuteten Gold und Silber in Menge, violette und rote Purpurstoffe und eine Fülle anderer wertvoller Dinge. Auf dem Rückmarsch priesen sie in Liedern die Taten GOTTES und lobten ihn: denn er ist gut zu uns, seine Liebe hört niemals auf. An jenem Tag rettete GOTT Israel auf wunderbare Weise.

Lysias selbst greift ein - und unterliegt

Die fremden Soldaten, die mit dem Leben davongekommen waren, erschienen bei Lysias und berichteten ihm, was geschehen war. Lysias war fassungslos und in großer Sorge. Was er mit dem Feldzug gegen Israel beabsichtigt hatte, war nicht erreicht worden, und der Auftrag des Königs war nicht ausgeführt. Im folgenden Jahr warb er deshalb sechzigtausend ausgesucht tüchtige Soldaten und fünftausend Reiter an, um mit diesem Heer erneut gegen die Juden zu kämpfen. Er kam nach Idumäa und schlug bei Beth-Zur sein Lager auf. Dort trat ihm Judas mit Mann entgegen.

Als Judas das riesige Heer der Feinde sah, betete er: Wir preisen dich, GOTT, du Retter Israels! Du hast damals den wütenden Riesen Goliath durch deinen Diener David erschlagen, du hast Jonathan mit seinem Waffenträger das Heer der Philister überwältigen lassen. Genauso liefere jetzt dieses Heer deinem Volk Israel aus! Laß die Fremden zugrunde gehen mit ihrer ganzen Heeresmacht und allen ihren Reitern. Angst soll sie packen, und alles Vertrauen auf ihre Stärke soll ihnen vergehen. Laß sie eine vernichtende Niederlage erleben, an die sie noch lange denken! Wir kennen und lieben dich. Gib uns den Sieg, wir werden dir dafür danken und dich preisen.

Die Schlacht begann, und Lysias verlor etwa fünftausend Soldaten. Er sah, daß seine Truppen eine Niederlage erlitten hatten. Gleichzeitig erkannte er, daß Judas und seine Leute noch mutiger geworden und fest entschlossen waren, entweder zu siegen oder ehrenvoll zu sterben. Deshalb brach er den Feldzug ab und kehrte nach Antiochia zurück. Dort stellte er ein neues stärkeres Heer auf, mit dem er erneut nach Judäa ziehen wollte.

Der Tempel wird vom Götzendienst gereinigt

Nun sagten Judas und seine Brüder: Unsere Feinde sind vernichtend geschlagen. Wir wollen jetzt nach Jerusalem gehen, den Tempel von den Spuren des Götzendienstes reinigen und ihn neu weihen. Das ganze Heer marschierte zum Zionsberg. Dort fanden sie das Heiligtum verwüstet und verlassen. Der Brandopferaltar war durch Götzendienst entweiht. Die Tore hatte man verbrannt, in den Vorhöfen wucherte Gestrüpp wie im Wald oder auf einem gewöhnlichen Berg, und die Nebengebäude waren verfallen.

Da zerrissen sie ihre Kleider, begannen laut zu klagen und streuten sich Asche auf den Kopf. Sie warfen sich zu Boden, bliesen die Signalhörner und riefen zum HERRN. Dann kommandierte Judas eine Abteilung ab, um die Besatzung der Festung in Schach zu halten, bis der Tempel wieder in Ordnung gebracht war.

Er suchte Priester aus, die dem Gesetz treu geblieben und nicht schuldig geworden waren. Sie mußten das Heiligtum reinigen und die entweihten Steine auf den Abfallplatz schaffen. Man war unschlüssig, wie man mit dem Brandopferaltar verfahren sollte, der so scheußlich geschändet worden war. Da kamen sie auf den guten Gedanken, ihn abzutragen. Sonst hätte man sie immer an die Schande erinnern können, daß die Fremden ihn entweiht hatten.

Sie trugen also den Altar ab, und brachten die Steine an eine Stelle des Tempelbergs, an der sie niemand im Weg waren. Man wollte warten, bis ein Prophet auftreten und entscheiden würde, was mit ihnen geschehen sollte. Dann suchten sie unbehauene Steine zusammen, wie es das Gesetz GOTTES vorschreibt, und bauten einen neuen Altar, der genauso aussah wie der Alte. Sie setzten das Tempelgebäude instand und weihten sein Inneres und die Vorhöfe wieder für den gottesdienstlichen Gebrauch. Sie fertigten auch die Geräte neu an, die man für den Gottesdienst braucht. Dann stellten sie den siebenarmigen Leuchter, den Räucheraltar und den Tisch für die geweihten Brote im Tempel auf. Sie verbrannten ein Räucheropfer auf dem Altar und zündeten die Lampen am Leuchter an, so daß es im Tempel hell wurde. Sie legten die geweihten Brote auf den Tisch und brachten die Vorhänge vor dem Heiligtum und dem Allerheiligsten an. Damit waren die Erneuerungsarbeiten abgeschlossen.

Die Wiedereinweihung des Tempels

Am fünfundzwanzigsten des neunten Monats, dem Monat Kislew, im Jahr hundertachtundvierzig der griechischen Herrschaft standen sie in aller Frühe auf und brachten auf dem neu gebauten Altar Opfer dar, wie das Gesetz es vorschreibt. Am gleichen Tag, an dem die Fremden den Altar geschändet hatten, wurde er neu geweiht. Dabei sangen sie Lieder, spielten auf Lauten und Harfen und ließen die Zimbeln klingen. Alle warfen sich zu Boden und dankten dem HERRN, der ihnen den Sieg geschenkt hatte. Acht Tage lang feierten sie die Einweihung des Altars und brachten unter großem Jubel Brandopfer dar. Das Volk hielt festliche Opfermahlzeiten, und viele brachten Dankopfer dar.

Die Vorderfront des Tempels verzierte man wieder mit Kränzen und kleinen Goldplatten, die Tempeltore wurden erneuert, und auch die Nebengebäude setzte man wieder instand und versah sie mit neuen Türen. Im ganzen Volk herrschte große Freude, denn nun waren sie die Schande los, die die Fremden ihnen angetan hatten. Judas, seine Brüder und die ganze Gemeinde der Israeliten kamen überein, die Erinnerung an die Einweihung des Altars jährlich acht Tage lang genau um diese Zeit mit Dank und Freude zu feiern.

Damals bauten sie auch rund um den Zionsberg eine hohe Mauer mit festen Türmen, damit die Fremden ihn nicht noch einmal betreten und entweihen konnten. Eine ständige Besatzung schützte den heiligen Bezirk. Ebenso wurde die Stadt Beth-Zur befestigt, um Judäa gegen Angriffe aus Idumäa zu sichern.

Kapitel 5:

Krieg gegen die Idumäer und Ammoniter

Die Nachbarvölker Israels gerieten in Wut, als sie hörten, daß ein neuer Brandopferaltar errichtet und das Heiligtum wieder eingeweiht worden war. Sie beschlossen, alle Nachkommen Jakobs, die in ihrem Gebiet wohnten, umzubringen, und begannen sofort damit.

Judas griff darauf die Nachkommen Esaus im Gebiet von Akrabattene in Idumäa an. Sie hatten Israel von Süden her in Zange. Judas brachte ihnen eine schwere Niederlage bei und plünderte sie aus.

Dann rechnete er mit den Beonitern ab. sie waren eine ständige Gefahr für das Volk, weil sie immer wieder Leute auf offener Straße überfielen. Jetzt wurden sie in ihren befestigten Stützpunkten eingeschlossen und belagert. Judas ließ den Bann an ihnen vollstrecken: Ihre Raubnester wurden angezündet, so daß sie alle in Flammen umkamen.

Danach ging er gegen die Ammoniter vor. Sie hatten ein starkes Heer unter der Führung eines gewissen Timotheus aufgestellt. In zahlreichen Gefechten gelang es Judas, die Feinde völlig aufzureiben. Er eroberte auch die Stadt Jaser mit den zugehörigen Ortschaften. Dann kehrte er nach Judäa zurück.

Hilferuf aus Galiläa

Die Bevölkerung im Bergland Gilead tat sich zusammen und war entschlossen, die Israeliten in diesem Gebiet auszurotten. Sie konnten sich aber in die Festung Datema flüchten und einen Brief an Judas und seine Brüder schicken. Sie schrieben:

Die Leute, unter denen wir leben, sind entschlossen, uns auszurotten. Ein Heer unter der Führung von Timotheus steht bereit und will die Festung Datema erobern, in die wir uns geflüchtet haben. Viele von uns sind schon gefallen. Kommt und befreit uns! Im Gebiet von Tubi hat man bereits alle jüdischen Männer umgebracht; etwa tausend an der Zahl. Ihre Frauen und Kinder man gefangengenommen, all ihren Besitz geraubt.

Judas und seine Brüder hatten den Brief noch nicht zu Ende gelesen, da trafen Boten aus Galiläa ein und meldeten ähnliches auch von dort. Als Zeichen des Entsetzens hatten sie ihre Kleider zerrissen. Sie sagten: Auch in Ptolemais, Tyrus und Sidon und in ganz Galiläa sind sich alle einig: auch dort will man uns ausrotten.

Auf diese Schreckensnachrichten hin wurden eine große Volksversammlung einberufen und überlegt, wie den bedrohten und verfolgten Israeliten geholfen werden könnte. Judas sagte zu Simeon: Nimm einen Teil der Männer und sieh zu, daß du unsere Leute in Galiläa rettest. Ich ziehe mit Jonathan nach Gilead. Simeon bekam dreitausend Mann für das Unternehmen in Gilead. Der Rest des Heeres blieb unter Joseph, dem Sohn Secharjas, und einem anderen Truppenführer namens Asarja zum Schutz Judäas zurück. Judas schärfte den beiden ein: Diese Männer stehen unter eurem Befehl, aber ihr dürft euch während unserer Abwesenheit auf keinen Fall in eine Schlacht mit unseren Feinden verwickeln lassen!

Rettung für die Israeliten in Galiläa und Gilead

Simeon zog also nach Galiläa. In zahllosen Gefechten besiegte er die Feinde und verfolgte sie bis vor die Stadt Ptolemais. Sie verloren ungefähr dreitausend Mann.. Die Waffen und Rüstungen der Gefallenen nahmen die Israeliten als Beute mit. Simeon brachte die jüdischen Familien aus Galiläa und Arbatta mit ihrem ganzen Besitz nach Judäa. Bei allen herrschte großer Jubel.

Der Makkabäer Judas und sein Bruder Jonathan hatten inzwischen den Jordan überschritten. Sie waren schon drei Tage lang durch die Steppe marschiert, als die auf einen Trupp von Nabatäern stießen, die ihnen freundlich gesinnt waren. Die Nabatäer berichteten ihnen vom Schicksal der Juden im Gebiet von Gilead. Viele von ihnen würden in den großen befestigten Städten des Landes, in Bosora, Bosor, Alema, Kaspin, Maked und Karnajim, aber auch in den kleineren Städten gefangengehalten und am folgenden Tag sollten die jüdischen Festungen gestürmt werden. So wolle man mit einem Schlag alle Juden Gileads zugleich vernichten.

Auf diese Nachricht hin machte Judas mit seinem Heer sofort kehrt und marschierte durch die Steppe nach Bosora. Er nahm die Stadt ein, ließ alle männlichen Einwohner niedermachen, die Waffen und Rüstungen als Beute einsammeln und die Stadt in Brand stecken. Noch in der Nacht zog er weiter und erreichte mit seinen Leuten die Festung Datema. Im Morgengrauen sahen sie das riesige Heer der Belagerer vor sich. Soldaten schleppten Sturmleitern heran, brachten Belagerungsmaschinen in Stellung und machen sich daran die Festung zu stürmen. Judas sah, daß der Kampf schon begonnen hatte. Das Schreien der Belagerer und der Klang ihrer Hörner drangen wie ein Hilferuf zum Himmel. Judas rief seinen Leuten zu: Heute gilt es, für unsere Brüder zu kämpfen! Er teilte das Heer in drei Gruppen ein. Unter dem Klang der Signalhörner und mit lauten Gebetsrufen rückten sie vor und griffen den Feind von hinten an. Als die Soldaten von Timotheus erkannten, daß sie es mit dem Makkabäer zu tun hatten, ergriffen sie die Flucht, und Judas und seine Leute brachten ihnen eine schwere Niederlage bei. Auf der Seite der Feinde fielen an diesem Tag etwa achttausend Mann.

Darauf wandte sich Judas der Stadt Alema zu. Er griff sie an, eroberte sie, ließ die männlichen Einwohner niedermachen und die Stadt plündern und in Brand stecken. Danach wurden auch die Städte Kaspin, Maked und Bosor und alle anderen Städte Gileads von Judas eingenommen.

Timotheus sammelte jedoch ein neues Heer und schlug gegenüber von Rafon sein Lager auf. Nur ein Tal trennte ihn von Judas und seinen Leuten. Judas schickte Späher aus, um genaueres über den Feind zu erfahren. Sie kamen zurück mit der Meldung: Truppen aus allen Nachbarvölkern sind zu Timotheus gestoßen. Es ist ein ungeheuer großes Heer. Auch arabische Hilfstruppen hat er angeworben. Sie haben dort drüben ihr Lager und stehen zum Angriff gegen uns bereit.

Nun rückte Judas vor, um den Kampf zu eröffnen. Als er und seine Männer sich dem Bach unter im Tal näherten, sagte Timotheus zu den Befehlshabern seines Heeres: Wenn Judas wirklich den Bach überschreitet, werden wir ihm nicht gewachsen sein, dann hat er auch die Kraft, uns zu besiegen. Wenn er aber Angst bekommt und vorher Halt macht, werden wir den Bach überschreiten und ihn besiegen.

Judas kam an den Bach, ließ die Männer, die für die Musterung des Heeres verantwortlich waren, am Ufer Aufstellung nehmen und befahl ihnen: Sorgt dafür, daß niemand hier stehenbleibt! Alle müssen hinüber und in den Kampf! Dann ging er selbst als ersten hinüber, und alle anderen folgten ihm nach. Die Feinde wurden vernichtend geschlagen. Sie warfen ihre Waffen weg und flohen in den Tempel von Karnajim und verbrannten den Tempel samt allen, die dort Zuflucht gesucht hatten. Mit der Eroberung dieser Stadt war auch der letzte Widerstand im Gebiet von Gilead gebrochen.

Nun sammelte Judas alle Israeliten, die im Gebiet von Gilead gelebt hatten, um sie nach Judäa mitzunehmen. Es war eine große Menschenmenge aus allen Schichten der Bevölkerung, Männer, Frauen und Kinder mit ihrer ganzen beweglichen Habe.

Der Zug setzte sich in Bewegung und kam bis nach Efron. Die große und stark befestigte Stadt war weder rechts noch links zu umgehen, der einzige Weg führte mitten durch sie hindurch. Aber die Leute von Efron wollten die Israeliten nicht durchziehen lassen und versperrten die Stadttore mit Steinblöcken. Judas schickte Unterhändler zu ihnen mit der Bitte: Wir sind auf dem Weg in unsere Heimat; laßt uns durch eure Stadt ziehen! Keiner wird euch etwas zuleide tun; wir wollen nur durchziehen. Aber die Bewohner der Stadt weigerten sich, die Tore zu öffnen.

Darauf ließ Judas den ganzen Zug der Israeliten entlang den Befehl ausgeben: Jeder soll dort, wo er gerade steht, Rast machen! Dann sammelte Judas seine Kriegsleute zum Angriff. Der Kampf dauerte den ganzen Tag und auch die folgende Nacht hindurch, dann war die Stadt in ihrer Hand. Die männlichen Einwohner wurden mit dem Schwert getötet, die Stadt wurde geplündert und dem Erdboden gleichgemacht. Über die Leichen der Erschlagenen hinweg setzten die Israeliten ihren Weg fort. Sie überquerten den Jordan in der weiten Talebene von Beth-Schean. Judas sorgte dafür, daß alle beisammen blieben und keiner den Anschluß verlor. Auf dem ganzen Weg ermunterte er die Leute zum Durchhalten. Dann war Judäa erreicht. Mit Jubelrufen zogen sie den Berg Zion hinauf. Alle waren heil zurückgekehrt, nicht einer hatte den Tod gefunden. Zum Dank dafür brachten sie im Tempel Brandopfer dar.

Die wahren Führer Israels

Als Judas und Jonathan noch im Bergland Gilead waren und ihr Bruder Simeon in Galiläa vor Ptolemais stand, hatten Joseph und Asarja, die Befehlshaber des israelitischen Heeres in Judäa, von den kühnen Taten gehört, die sie dort vollbrachten. Darauf beschlossen sie, gleichfalls Krieg zu führen und die Fremden in der Nachbarschaft Judäas anzugreifen. Auch wir wollen uns einen Namen machen! sagten sie und ließen die Männer, die ihrem Befehl unterstellt waren, gegen die Stadt Jamnia ziehen. Aber Gorgias und seine Leute kamen ihnen aus der Stadt entgegen und griffen sie an. Josef und Asarja mußten fliehen und wurden bis an die Grenze Judäas verfolgt. An dem Tag fielen etwa zweitausend Israeliten.

Diese schwere Niederlage mußte Israel hinnehmen, weil Joseph und Asarja auf Heldentaten ausgewesen waren, statt auf Judas und seine Brüder zu hören. Die beiden stammten nicht aus der Familie, deren Männer von GOTT dazu bestimmt waren, Israel zu befreien. Judas und seine Brüder aber standen in höchstem Ansehen überall in Israel und auch im Ausland. Aus allen Völkern, die von ihnen hörten, fanden sich Leute ein, die sie zu ihren Taten beglückwünschten.

Judas und seine Brüder gingen nun nochmals gegen die Idumäer im Süden vor und eroberten die Stadt Hebron mit den Ortschaften die dazugehörten. Die Befestigungen der Stadt wurden geschleift und ihre Türme verbrannt. Dann zogen sie weiter in das Land der Philister. Als das Heer dabei durch das Gebiet der Stadt Marescha kam, mußten einige Priester ihr Leben lassen. Sie hatten leichtfertig einen Angriff gewagt, nur weil sie eine Heldentat vollbringen wollten. Judas zog weiter in das Gebiet von Aschdod. Dort zerstörte er die Altäre der Philister, verbrannte die Standbilder ihrer Götzen und plünderte ihre Städte. Dann kehrte er nach Judäa zurück.

Kapitel 6:

Das Ende von Antiochus IV. Epiphanes. Sein Nachfolger Antiochus V.

Während König Antiochus die östlichen Länder seines Reiches durchzog, wurde ihm gesagt, die Stadt Elymais in Persien sei berühmt wegen ihres Reichtums an Gold und Silber. Besonders reich sei ihr Tempel; dort habe Alexander d. Gr., der Sohn Philipps von Mazedonien, der erste König der Griechen, goldene Schilde, Rüstungen und Waffen als Weihegaben zurückgelassen. Antiochus wollte die Stadt einnehmen und plündern; aber die Einwohner hatten von seinen Absichten erfahren und griffen ihn an. Der König mußte fliehen. Enttäuscht und verärgert machte er sich auf den Rückweg nach Babylon.

Noch in Persien kam ein Bote zu ihm und meldete, das nach Judäa geschickte Heer sei in die Flucht geschlagen worden. Daraufhin sei Lysias selbst an der Spitze eines starken Heeres gegen die Juden angetreten, habe aber gleichfalls vor ihnen fliehen müssen. Die Juden seien erheblich stärker geworden durch die Waffen und Rüstungen, die sie bei den geschlagenen Heeren erbeutet hätten. Sie hätten auch den neuen Altar, den der König oben auf dem großen Brandopferaltar im Tempel von Jerusalem habe errichten lassen, wieder abgerissen und das Heiligtum wie früher ringsum durch hohe Mauern befestigt. Auch die Stadt Beth-Zur hätten sie besetzt und zur Festung ausgebaut.

Der König war über diese Nachrichten so erschüttert, daß er sich zu Bett legen mußte. Kummer und Sorge darüber, daß die Dinge anders verlaufen waren, als er es sich gedacht hatte, machten ihm schwer zu schaffen. Viele Tage lag er so da und bekam immer neue Anfälle tiefer Schwermut. Er merkte, daß es mit ihm zu Ende ging. Da ließ er den Kreis seiner Freunde kommen und sagte: Ich kann nicht mehr schlafen. Die Sorgen haben mir das Herz gebrochen. Ich habe mich gefragt, wie ich nur in solche Not und Bedrängnis geraten konnte. Ich war doch während meiner ganzen Regierungszeit ein Wohltäter der Menschen und bei allen beliebt. Da fielen mir die schlimmen Dinge ein, die ich in Jerusalem getan habe: Ich raubte dort die silbernen und goldenen Tempelgeräte und gab ohne Grund den Befehl, die Bewohner Judäas auszurotten. Jetzt habe ich begriffen; das ist der Grund, warum dieses Unglück über mich gekommen ist. Deshalb muß ich hier fern von meinem Land in tiefer Verzweiflung sterben.

Er ließ Philippus, einen seiner Freunde, herantreten und vertraute ihm die Regierung an. Er übergab ihm Krone, Königsmantel und Siegelring und beauftragte ihn, für seinen Sohn Antiochus zu sorgen und ihn zu erziehen, bis er die Herrschaft übernehmen könne. Dann starb Antiochus dort in Persien im hundertneunundvierzigsten Jahr der griechischen Herrschaft.

Als Lysias in Antiochia vom Tod des Königs erfuhr, kam er Philippus zuvor und setzte sofort Antiochus, den Sohn des Verstorbenen, als Herrscher ein, denn er war bisher mit dessen Erziehung Betraut gewesen. Er gab dem neuen König den Beinamen Eupator(Sohn eines edlen Vaters).

Die Israeliten belagern die Festung von Jerusalem

Die Besatzung der Festung in Jerusalem war eine ständige Gefahr für das Volk, das sich im Tempel versammeln wollte. Die Soldaten suchten den Israeliten zu schaden, wo sie nur konnten, und die Macht der Fremden aufrechtzuerhalten. Judas beschloß, dem ein Ende zu machen, und bot alle wehrfähigen Männer zur Belagerung der Festung auf. Man begann mit der Belagerung im hundertfünfzigsten Jahr der griechischen Herrschaft. Sogar Belagerungstürme und Wurfmaschinen wurden gebaut.

Einigen von der Besatzung gelang es, den Belagerungsring zu durchbrechen. Mit ihnen zusammen gingen einige Verräter aus den Reihen der Israeliten zum König und sagten: Wie lange willst du noch damit warten, uns Recht zu verschaffen und Rache zu nehmen für das, was man unseren Freunden angetan hat? Wir haben deinem Vater treu gedient, haben die Lebensweise angenommen, die er uns vorschrieb, und seine Anordnungen befolgt. Was haben wir nun davon? Unsere eigenen Mitbürger betrachten uns als Feinde. Jeden von uns, den sie finden konnten, haben sie umgebracht, und sein Hab und Gut geraubt. Aber nicht nur gegen uns, ihre Mitbürger, sind sie vorgegangen, nein, auch alle Nachbarvölker haben sie heimgesucht. Und jetzt belagern sie die Festung in Jerusalem und wollen sie einnehmen. Außerdem haben sie den Tempel in Jerusalem und die Stadt Beth-Zur zu Festungen ausgebaut. Wenn du nicht sofort etwas unternimmst, werden sie noch ganz andere Dinge tun, und dann wirst du ihrer nicht mehr HERR werden.

Lysias und der junge König kommen nach Judäa

Der König geriet in Wut, als er das hörte. Er rief den Kreis seiner Freunde zusammen: die Befehlshaber des Heeres und der Reiterverbände. Außer deren Einheiten wurden auch noch Söldnertruppen aus anderen Königreichen und von den Mittelmeerinseln aufgeboten. Am Ende hatte Antiochus ein Heer von hunderttausend Mann zu Fuß, zwanzigtausend zu Pferd sowie zweiunddreißig Kriegselefanten beisammen. Er rückte durch das Gebiet von Idumäa heran und belagerte als erste Stadt Judäas Beth-Zur. Der Kampf zog sich lange hin. Die Gegner wollten auch Belagerungsmaschinen einsetzen, aber die Belagerten machten einen Ausfall und steckten die Maschinen in Brand. So leisteten sie heldenhaft Widerstand.

Die Schlacht bei Beth-Sacharja

Nun brach Judas die Belagerung der Festung in Jerusalem ab und schlug bei Beth-Sacharja sein Lager auf, um dem königlichen Heer entgegenzutreten.

Der König aber ließ am nächsten Morgen in aller Frühe den größeren Teil seines Heeres aufbrechen und in einem Eilmarsch nach Beth-Sacharja ziehen. Dort stellten sich die Truppen in Schlachtordnung auf. Die Signalhörner wurden geblasen und die Elefanten mit Wein und vergorenem Maulbeersaft wild gemacht für den Kampf. Man verteilte die Tiere auf die einzelnen Abschnitte der Schlachtreihe. Auf einen Elefanten kamen je tausend Soldaten zu Fuß, ausgerüstet mit Kettenhemden und bronzenen Helmen. Jedem Elefanten waren außerdem fünfhundert ausgesuchte Reiter zugeordnet. Diese und ihre Pferde waren darauf eingespielt, zusammen mit den Elefanten zu kämpfen und nicht von ihrer Seite zu weichen.

Auf dem Rücken jedes Elefanten war ein starker Holzturm befestigt. In ihm befanden sich gut geschützt jeweils vier Soldaten, die von dort oben aus in den Kampf eingriffen, und dazu der Inder, der das Tier lenkte. Die übrigen Reiterverbände waren am rechten und linken Flügel der Schlachtreihe aufgestellt. Dort konnten sie den Feind in der Flanke angreifen und gleichzeitig die eigenen Reihen gegen solche Angriffe schützen. Als die Sonne auf die goldenen und bronzenen Schilde schien und das Licht sich in ihnen brach, ließ der Widerschein die Berge aufleuchten wie brennende Fackeln. Ein Teil des königlichen Heeres hatte sich am Berghang aufgestellt, der andere darunter in der Ebene. Jetzt rückten sie sich und geordnet heran. Beim Stampfen ihrer Füße und dem Klirren ihrer Waffen erzitterte jeder, der es hörte. Es war ein riesiges, furchterregendes Heer.

Judas und seine Leute zogen den Feinden entgegen und nahmen den Kampf auf. Sechshundert Soldaten des Königs mußten ihr Leben lassen. Eleasar mit dem Beinamen Awaran bemerkte einen Elefanten, der alle anderen überragte und besonders prächtig gepanzert war. Deshalb glaubte Eleazar, der König selbst sitze darauf. Um sein Volk zu retten und sich für alle Zeit einen Namen zu machen, war er entschlossen, sein Leben zu opfern. Mutig lief er auf den Elefanten zu, mitten hinein in die feindlichen Reihen. Mit tödlichen Schwerthieben nach rechts und nach links schlug er sich eine Bresche frei. Dann sprang er unter den Elefanten und brachte ihm eine tödliche Wunde bei. Das Tier brach zusammen, fiel auf ihn und erdrückte ihn. Aber die Israeliten sahen, daß sie gegen die Übermacht und den Kampfgeist der königlichen Truppen nichts ausrichten konnten, und zogen sich zurück.

Der Zionsberg wird belagert

Die Soldaten des Königs marschierten nach Jerusalem hinauf, um die Juden dort zum Kampf zu stellen. Auch der König selbst kam mit dem anderen Teil des Heeres und schlug vor dem Berg Zion ein Lager auf. Mit der Besatzung von Beth-Zur hatte er Frieden geschlossen und ihr freien Abzug gewährt. Die Verteidiger hatten sich ergeben müssen, weil gerade ein Sabbatjahr war und die Lebensmittelvorräte in der Stadt nicht ausgereicht hatten, um eine längere Belagerung durchzustehen. Der König hatte Beth-Zur in Besitz genommen und eine Abteilung Soldaten dort zurückgelassen.

Die Belagerung des Tempels zog sich lange Zeit hin. Der König ließ Belagerungstürme und Wurfmaschinen einsetzen, Schleudern für Brandgeschosse und für Steine, dazu Pfeilgeschütze. Aber auch die Belagerer bauten solches Kriegsgerät und setzten es dem ihrer Feinde entgegen. So wehrten sie sich lange und mit Erfolg. Doch in den Vorratsräumen des Tempels gab es bald keine Lebensmittel mehr. Das Jahr war ein Sabbatjahr, und der Rest der Rücklagen vom Vorjahr war an die jüdischen Mitbürger ausgegeben worden, die sich vor den Verfolgungen im angrenzenden Ausland nach Judäa gerettet hatten. Der Hunger setzte den Belagerten so zu, daß die meisten sich davonmachten und in ihre Heimatorte zurückkehrten. Nur wenige blieben im Tempel.

Frieden mit Lysias und Antiochus V.

Da hörte Lysias, daß Phlippus Persien und Medien verlassen habe und mit dem Heer, das König Antiochus in den Osten mitgenommen hatte, im Anmarsch sei, um die Regierung des Reiches zu übernehmen. Der König hatte vor seinem Tod Philippus den Auftrag gegeben, seinen Sohn Antiochus zu erziehen und an die Macht zu bringen. Lysias entschloß sich, die Belagerung sofort zu beenden und abzuziehen. Dem jungen König und den Offizieren und Mannschaften erklärte er: Unsere Lage wird von Tag zu Tag schwieriger. Wir haben wenig zu essen, und der Ort, den wir belagern, ist stark befestigt. Wir haben im Interesse des Reiches jetzt wichtigere Aufgaben zu erfüllen. Reichen wir doch diesen Männern die Hand und schließen wir Frieden mit ihnen und ihrem ganzen Volk. Gestatten wir ihnen, nach ihren eigenen Gesetzen und Bräuchen zu leben, so, wie sie es früher taten. Alle Schwierigkeiten, die wir mit diesem Volk haben, rühren doch nur daher, daß wir ihm nicht erlauben wollten, nach seinen Gesetzen und Bräuchen zu leben.

Der König und die Offiziere waren mit Lysias Vorschlag einverstanden. Den Belagerten wurde ein Friedensangebot gemacht, und sie nahmen es an. Nachdem der König und seine Offiziere noch mit einem Eid versichert hatten, sich an alle vereinbarten Punkte zu halten, räumten die Juden die Festung. Darauf betrat der König den Berg Zion. Als er sah, wie gut der Tempelbezirk befestigt war, brach er sein Wort und ließ gegen die Vereinbarungen die Mauer ringsum einreißen. Dann zog er ab und kehrte in Eilmärschen nach Antiochia zurück. Philippus hatte schon von der Stadt Besitz ergriffen. Der junge König eröffnete den Kampf gegen ihn und eroberte die Stadt.

Kapitel 7:

Demetrius I. wird König

Im hunderteinundfünfzigsten Jahr der griechischen Herrschaft entwich Demetrius, der Sohn des Königs Seleukus, aus Rom, landete mit nur ganz wenigen Männern in einer Stadt an der Mittelmeerküste und machte seinen Anspruch auf das Reich der Seleukiden geltend. Als er schließlich in Antiochia in den Königspalast einzog, nahm das Heer Antiochus und Lysias fest und wollt sie ihm ausliefern. Man meldete es Demetrius, aber er sagte: Ich will nichts von ihnen sehen. So wurden die beiden von den Soldaten umgebracht, und Demetrius ergriff die Herrschaft.

Bald fanden sich alle Israeliten, die das Gesetz GOTTES verraten hatten, bei ihm ein. Ihr Anführer war Alkimus; er machte sich Hoffnungen auf das Amt des Obersten Priesters. Sie verklagten ihre Mitbürger beim König; sie sagten zu ihm: Judas und seine Brüder haben alle deine Anhänger umgebracht und uns aus unserem Land vertrieben. Wir bitten dich, schicke einen Mann deines Vertrauens. Er soll sich den Schaden ansehen, den man uns und dem Land des Königs zugefügt hat, und er soll Judas und seine Brüder zur Verantwortung ziehen, sie und alle ihre Helfershelfer.

Bakchides und Alkimus

Demetrius betraute Bakchides mit dieser Aufgabe. Bakchides gehörte zum Kreis der Freunde des Königs und war Statthalter über das ganze Gebiet diesseits des Euphrats, einer der wichtigsten Männer des Reiches und dem König treu ergeben. Zusammen mit Alkimus, dem Verräter, den der König sofort zum Obersten Priester ernannt hatte, wurde er losgeschickt, um den Vergeltungsschlag gegen die Israeliten durchzuführen. Mit einem starken Heer kamen die beiden nach Judäa und ließen heuchlerisch Judas und seinen Brüdern ein Friedensangebot überbringen. Aber diese trauten der Sache nicht, denn sie sahen das große Heer, mit dem Bakchides und Alkimus gekommen waren.

Eine Gruppe von Gesetzeslehrern ging zu Alkimus und Bakchides und suchte mit ihnen zu verhandeln. Die Hasidäer unter ihnen waren sogar als erste in Israel bereit, einen Friedensvertrag abzuschließen. Sie sagten: Ein Priester aus der Nachkommenschaft Aarons hat die syrischen Truppen hierher begleitet; der wird uns sicher kein Unrecht zufügen. Alkimus sprach auch recht freundlich mit ihnen, er schwor sogar: Wir werden uns nicht an euch und euren Freunden rächen. Sie glaubten ihm, er aber ließ sechzig von ihnen verhaften und sie alle an einem Tag hinrichten. So geschah, was in den heiligen Schriften steht:

Sie haben deine Diener getötet und haben sie überall liegen gelassen. Im ganzen Umkreis von Jerusalem ist das Blut deines Volkes in Strömen geflossen, und keiner war da, der die Toten begrub.

Jetzt bekam das ganze Volk Angst vor Alkimus und Bakchides. Mit Schrecken stellte man fest: Sie sind hinterhältig und scheuen vor keinem Unrecht zurück. Sie haben unter Eid Versprechungen gemacht und sich nicht daran gehalten.

Bakchides verlegte sein Hauptquartier von Jerusalem nach Beth-Sajit. Er ließ dort viele der Juden, die zu ihm übergelaufen waren, aber auch eine Reihe anderer Männer aus dem Volk, festnehmen und bei der großen Zisterne abschlachten. Dann übertrug er Alkimus die Regierungsgewalt in Judäa. einen Teil der Truppen ließ er zu dessen Unterstützung im Land. Er selbst kehrte zum König nach Antiochia zurück.

Nun begann für Alkimus der Kampf um seine Anerkennung als Oberster Priester. Alle die Männer, die schon früher für Schrecken und Verwirrung im Volk gesorgt hatten, sammelten sich jetzt um ihn, brachten das Land unter ihre Kontrolle und richteten viel Unheil an. Judas sah all das Unglück, das Alkimus und seine Anhänger unter den Israeliten verursachten; sie trieben es schlimmer als die Fremden. Deshalb machte er sich auf, durchzog ganz Judäa und nahm Rache an den Überläufern. So machte er es ihnen unmöglich, sich frei im Land zu bewegen. Als Alkimus sah, daß Judas und seine Leute an Macht gewannen und er ihnen nicht mehr gewachsen war, wandte er sich an den König und erhob gegen sie die schlimmsten Anklagen.

Ein entscheidender Schlag: Sieg über Nikanor

Darauf wurde Nikanor, einer der bewährtesten Truppenführer des Königs, nach Judäa geschickt, um das Volk auszurotten. Er war voller Feindschaft und Haß gegen Israel. Mit einem großen Heer kam er nach Jerusalem und versuchte Judas und seine Brüder durch ein Friedensangebot zu täuschen. Er ließ ihnen sagen: Ich suche keinen Krieg mit euch; deshalb will ich in Begleitung ganz weniger Leute zu euch kommen und friedlich mit euch verhandeln. Er kam auch zu Judas, und sie begrüßten sich freundschaftlich. Nikanor hatte jedoch seine Begleiter angewiesen, Judas gefangen zu nehmen und zu entführen. Judas merkte, daß er einen Anschlag gegen ihn plante, und zog sich zurück. Er ließ sich auf keine weitere Begegnung ein. Als Nikanor sah, daß sein Plan entdeckt worden war, ließ er seine Truppen gegen Judas aufmarschieren. Bei Kafar-Salama kam es zum Kampf. Fast fünfhundert Soldaten Nikanors fanden den Tod, der Rest floh in die Davidsstadt, die Festung von Jerusalem.

Nach diesem doppelten Mißerfolg erschien Nikanor auf dem Berg Zion. eine Reihe von Priestern und Ratältesten ging ihm entgegen; sie begrüßten ihn freundlich und zeigten ihm das Brandopfer, das für das Wohl des Königs dargebracht wurde. Aber Nikanor hatte nur ein Hohngelächter für sie. Er spuckte sie an, so daß sie unrein wurden, redete voller Anmaßung und schwor in seinem Zorn: Wenn Judas und seine Leute mir nicht unverzüglich ausgeliefert werden, dann lege ich diesen Tempel in Schutt und Asche! Dann ging er wutschnaubend davon. Die Priester kehrten in den Tempelbezirk zurück. Sie stellten sich vor den Brandopferaltar mit dem Gesicht zum Tempelhaus und beteten unter Tränen: GOTT, du hast dieses Haus ausgewählt, um uns hier nahe zu sein. Es sollte das Haus sein, in dem dein Volk zu dir betet und dir seine Bitten vorträgt. Bestrafe diesen Unmenschen und alle seine Leute! Vergiß nicht, wie sie dich gelästert haben. Laß sie alle durch das Schwert umkommen! Keiner soll am Leben bleiben.

Nikanor zog aus Jerusalem ab und schlug bei Beth-Horon sein Lager auf. Dort stieß eine neue syrische Abteilung zu ihm. Judas lag mit dreitausend Mann bei Hadascha. Er betete: HERR, als damals die Leute des Königs von Assyrien dich verhöhnten, kam dein Engel und erschlug in ihrem Lager hundertfünfundachtzigtausend Mann. So vernichte auch heute das Heer dort vor uns. Die Überlebenden sollen erkennen, daß du Nikanor bestraft hast, weil er gegen deinen Tempel geredet hat. HERR, vernichte den Schurken; gib ihm, was er verdient!

Am dreizehnten Tag des Monats Adar kam es zur Schlacht. Nikanors Truppen wurden vernichtend geschlagen. Er selbst war der erste, der im Kampf fiel; darauf warfen seine Soldaten die Waffen weg und flohen. Judas und seine Männer verfolgten sie bis nach Geser; das liegt einen Tagesmarsch weit von Hadascha entfernt. Während der Verfolgung bliesen sie die Signalhörner. Daraufhin kamen die Männer aus allen Ortschaften Judäas, die am Fluchtweg lagen, und traten den Fliehenden entgegen. Diese flüchteten darauf zurück und liefen ihren Verfolgern ins Schwert. Nicht ein einziger von dem ganzen Heer kam mit dem Leben davon.

Die Israeliten nahmen Waffen und Gepäck des besiegten Feindes an sich. Nikanor schlugen sie den Kopf ab und auch die rechte Hand, die er so überheblich gegen den Tempel ausgestreckt hatte. Kopf und Hand wurden nach Jerusalem mitgenommen und dort für alle sichtbar aufgehängt. Im Volk herrschte unbeschreiblicher Jubel. Man beging den Tag, es war der dreizehnte des Monats Adar, als einen großen Freudentag und beschloß, ihn jedes Jahr als Festtag zu feiern.

Nach diesem Sieg über Nikanor hatte Judäa für kurze Zeit Ruhe.

Kapitel 8:

Die Römer treten ins Blickfeld

Judas hörte von den großen Dingen, die man sich über die Römer erzählte. Sie seien erfahren in der Kriegführung und freuten sich über jedes Volk, das sie als Bundesgenossen gewinnen könnten. Jedem, der sich an sie wendet, böten sie ihre Freundschaft an. Und sie seien in der Tat eine sehr erfahrene Kriegsmacht.

Man berichtete Judas insbesondere von den hervorragenden kriegerischen Leistungen, die die Römer auf ihren Feldzügen gegen die Kelten in Norditalien vollbracht hatten. Diese waren niedergeworfen worden, und mußten den Römern Steuern zahlen. Ähnliche kriegerischen Leistungen hatten sie in Spanien vollbracht, um dort die Silber- und Goldgruben in ihre Gewalt zu bekommen. Durch Klugheit und Ausdauer hatten sie es geschafft, das ganze Land an sich zu bringen, obwohl es von Rom so weit entfernt liegt. Könige von den fernsten Ländern traten gegen Rom an. Sie hatten furchtbare Niederlagen erlitten, und wer von ihnen am Leben geblieben war, der mußte den Römern jährlich Steuern zahlen.

Auch die mazedonischen Könige Philippus und Perseus und die anderen, die sich mit ihnen zusammen gegen die Römer auflehnten, wurden besiegt und unterworfen. Sogar Antiochus der Große, der König von Asien, der den römischen Truppen mit hundertzwanzig Kriegselefanten, mit Reitern und Streitwagen und einem gewaltigen Heer entgegentrat, erlitt eine vernichtende Niederlage. Er blieb zwar am Leben, aber die Römer erlegten ihm und seinen Nachfolgern hohe Tributzahlungen auf. Ferner mußte Antiochus Geiseln stellen und einen Teil seines Gebietes abtreten. Länder, die zu den einträglichsten seines Reiches gehörten - Indien, Medien, Lydien -, nahmen die Römer ihm weg und gaben sie König Eumenes.

Als die Griechen einen Vernichtungsfeldzug gegen die Römer beschlossen hatten und der Plan den Römern bekannt wurde, schickten diese nur einen einzigen Heerführer; der vernichtete das Aufgebot der Griechen, führte ihre Frauen und Kinder als Gefangene ab, nahm ihr Hab und Gut als Beute, besetzte ihr Land und riß alle Befestigungen nieder. Seither werden die Griechen von den Römern beherrscht. Auch die anderen Königreiche und die Inselstaaten, die sich irgendwann einmal gegen Rom erhoben, wurden besiegt und der Herrschaft der Römer unterstellt. So unterwarfen sie die Könige nah und fern. Wer nur von ihnen hörte, bekam schon Angst. Ihren Verbündeten aber und allen, die sich ihrem Schutz unterstellten, waren sie stets zuverlässige Freunde. Wem sie zur Herrschaft verhelfen wollten, der kam an die Herrschaft, und wen sie absetzen wollten, den setzten sie ab. So stiegen sie auf zur Großmacht.

Und doch setzte sich niemand von ihnen je eine Krone auf oder legte sich ein Purpurgewand an, um dadurch Ansehen zu gewinnen. Vielmehr haben sie sich eine Ratsversammlung geschaffen, deren dreihundertzwanzig Mitglieder täglich zusammenkommen und über alles beraten und beschließen, was die Ordnung im Volk und das allgemeine Wohl betrifft. einem einzelnen übertragen sie jeweils für ein Jahr die Regierungsverantwortung und die Herrschaft über ihr ganzes Gebiet. Und alle gehorchen diesem einen; Neid und Eifersucht kennen sie nicht.

Das Bündnis mit Rom

Judas wählte Eupolemus, den Sohn Johannes und Enkel von Koz, und Jason, den Sohn Eleasars, aus und schickte sie nach Rom, um mit den Römern einen Beistandspakt abzuschließen und sie zu veranlassen, Israel von der griechischen Herrschaft zu befreien. Denn die Römer mußten längst bemerkt haben, daß die griechischen Herrscher Israel grausam unterdrückten. So reisten Eupolemus und Jason nach Rom; es war ein sehr weiter Weg. Dort gingen sie in die Ratsversammlung und trugen ihr Anliegen vor. Sie sagten: Judas, der auch der Makkabäer genannt wird, und seine Brüder und das Volk der Juden haben uns zu euch geschickt. Wir wollen eurer Friedensordnung beitreten, einen Beistandspakt mit euch schließen und in die Liste eurer Freunde und Bundesgenossen aufgenommen werden.

Der Antrag fand die Zustimmung der Ratsmitglieder. Die Ratsversammlung stellte eine Urkunde aus, deren Wortlaut auf Bronzetafeln eingraviert und nach Jerusalem geschickt wurde, um die Juden ständig an dieses Bündnis zu erinnern. Der Inhalt der Urkunde lautete:

Glück und Gelingen den Römern und dem jüdischen Volk für alle Zeiten zu Wasser und zu Land! Mögen beide Völker von Krieg verschont bleiben! Für den Fall eines Angriffs von dritter Seite jedoch hat die Ratsversammlung der Römer es für gut befunden, folgende Abmachungen zu treffen:

Wenn die Römer oder einer ihrer Verbündeten irgendwo in ihrem Herrschaftsgebiet angegriffen werden, soll das jüdische Volk, je nachdem die Lage es erfordert, mit in den Kampf ziehen und zu entschiedenem Einsatz bereit sein. Es darf dem Gegner keinerlei Unterstützung gewähren, weder in Form von Nahrungsmittel- oder Waffenlieferungen, noch durch Geld, noch durch Bereitstellung von Schiffen. Diesen Verpflichtungen hat das jüdische Volk ohne Anspruch auf Entschädigung nachzukommen. Das gleiche gilt umgekehrt: wenn das jüdische Volk angegriffen wird, werden die Römer, je nachdem die Lage es erfordert, mit in den Kampf ziehen und zuverlässige Bundesgenossen sein. Sie werden den Gegnern des jüdischen Volkes keine Unterstützung gewähren, weder durch Nahrungsmittel- oder Waffenlieferungen, noch durch Bereitstellung von Schiffen. Diesen Verpflichtungen werden die Römer ohne jeden Hintergedanken nachkommen.

Das ist der Wortlaut des Vertrages, den die Römer mit dem jüdischen Volk geschlossen haben. Wenn beide Seiten später übereinkommen, etwas hinzuzufügen oder zu streichen, ist das zulässig; solche Zufügungen oder Streichungen sind dann gültig.

König Demetrius haben wir wegen seines Vorgehens gegen die Juden geschrieben: Warum gehst du so rücksichtslos mit den Juden um? Sie sind unsere Freunde und Bundesgenossen! Wenn sie sich noch einmal deinetwegen bei uns beschweren, werden wir ihnen zu ihrem Recht verhelfen und zu Wasser und zu Land gegen dich Krieg führen.

Kapitel 9:

Judas fällt im Kampf gegen Bakchides

Auf die Nachricht hin, daß Nikanor gefallen und sein Heer völlig aufgerieben war, beschloß König Demetrius, Bakchides und Alkimus ein zweites Mal nach Judäa zu schicken, und zwar diesmal an der Spitze der syrischen Elitetruppen. Die Syrer kamen zunächst nach Galiäa und belagerten Mesalot in der Gegend von Arbela. Sie eroberten die Stadt und brachten viele von den Einwohnern um. Im ersten Monat des hundertzweiundfünfzigsten Jahres griechischer Herrschaft schlugen sie vor Jerusalem ihr Lager auf, zogen dann aber weiter nach Berea. Das Heer bestand aus zwanzigtausend Mann zu Fuß und zweitausend Reitern.

Judas lag mit dreitausend ausgesuchten Leuten bei der Stadt Elasa. Als sie die Übermacht der Feinde sahen, erschraken viele von ihnen so sehr, daß sie davonliefen. Schließlich waren nur noch achthundert Mann übrig. Judas mußte mit ansehen, wie sein Heer auseinanderlief. Der Kampf stand unmittelbar bevor, und es blieb ihm keine Zeit mehr, seine Leute wieder zusammenzubringen. Niedergeschlagen sagte er zu denen, die noch bei ihm waren: Kommt, wir wollen es mit den Feinden aufnehmen; vielleicht können wir sie doch besiegen. Die Männer widersprachen: Das ist ganz unmöglich; wir sind zu wenige! Wir sollten lieber unser Leben retten; dann können wir mit Verstärkung wieder zurückkommen und den Kampf mit ihnen aufnehmen. Aber Judas sagte: Niemals werden wir vor ihnen fliehen! Wenn unsere Stunde gekommen ist, wollen wir tapfer für unser Volk sterben. Wir lassen nichts auf unsere Ehre kommen.

Das syrische Heer verließ das Lager und stellte sich zum Kampf auf. Die Reiter teilten sich in zwei Gruppen. Steinschleuderer, Bogenschützen und Scharen geübter Vorkämpfer gingen den Schlachtreihen voran. Beide Flügel traten gleichzeitig zum Angriff an; Bakchides stand auf dem rechten Flügel. Signalhörner erklangen, und auch die Männer um Judas bliesen ihre Signalhörner. Die Erde bebte unter dem Lärm, als die Heere aufeinanderstießen, und der Kampf Mann gegen Mann dauerte vom Morgen bis zum Abend.

Als Judas sah, daß Bakchides und die Kerntruppe des syrischen Aufgebots auf der rechten Seite standen, zog er die tapfersten seiner Leute dort zusammen, und es gelang ihm, den rechten Flügel des feindlichen Heeres vernichtend zu schlagen. Er verfolgte die fliehenden Scharen bis zum Berg von Hazor. Aber die Syrer auf dem linken Flügel bemerkten den Zusammenbruch ihres rechten Flügels. Sie schwenkten um, setzten Judas und seinen Männern nach und fielen ihnen in den Rücken. Ein erbitterter Kampf begann, in dessen Verlauf beiden Seiten schwere Verluste erlitten. Auch Judas fiel; der Rest der Israeliten floh.

Jonathan und Simeon brachten ihren gefallenen Bruder nach Modein und bestatteten ihn im Grab seiner Vorfahren. Ganz Israel hielt eine große Totenklage um ihn. Man trauerte und weinte viele Tage hindurch und sagte immer wieder: Ach, daß der beste Mann unseres Volkes fallen mußte, der Retter Israels!

Judas übrige Geschichte - seine sonstigen Feldzüge und kühnen Einzelunternehmungen - sind hier nicht mitgeteilt; seine Bedeutung ist mit dem, was hier gesagt wurde, keineswegs voll gewürdigt. Alles aufzuführen, würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen.

Jonathan, der Bruder und Nachfolger des Makkabäers

Nachdem Judas tot war, trauten sich überall in Israel wieder die Leute hervor, die das Gesetz GOTTES verraten und die Lebensart der Ausländer angenommen hatten. Gleichzeitig brach eine große Hungersnot herein: auch der Ackerboden hatte sich mit den Verrätern verbündet. Bakchides wählte einige Abtrünnige aus und machte sie zu Herren im Land. Diese spürten ihre Mitbürger auf, die zu Judas gehalten hatten, und lieferten sie an Bakchides aus. Der rächte sich und trieb seinen Spott mit ihnen. In Israel herrschten Angst und Schecken wie nie, seitdem es keine Propheten mehr gab.

In dieser Lage taten sich alle zusammen, die zu Judas gehalten hatten. Sie gingen zu Jonathan und sagten: Seit dein Bruder tot ist, ist niemand da, der wie er den Kampf gegen unsere Feinde anführen könnte - gegen Bakchides und die Syrer und gegen die Verräter im eigenen Volk. Darum haben wir dich heute zum Nachfolger deines Bruders gewählt. So wie er es getan hat, sollst du uns künftig in unserem Kampf anführen. Da übernahm Jonathan die Führung und trat an die Stelle seines Bruders Judas.

Kleinkrieg an der Ostgrenze Judäas

Bakchides erfuhr von der Sache und suchte Jonathan umzubringen. Als Jonathan das hörte, floh er mit seinem Bruder Simeon und allen anderen, die zu ihm hielten, in die Wüste von Tekoa. Dort schlugen sie bei der Zisterne von Asfar ihr Lager auf. Jonathans Bruder Johanan, der für den Troß verantwortlich war, wurde mit seiner Abteilung zu den befreundeten Nabatäern geschickt. Er sollte sie bitten, das viele Gepäck, das die Flüchtlinge mitgenommen hatten, in Verwahrung zu nehmen. Aber die Jambriter von Medeba überfielen den Transport; sie nahmen Johanan gefangen und raubten das ganze Gepäck. Johanan wurde von ihnen umgebracht.

Wenig später erfuhren Jonathan und sein Bruder Simeon, daß bei den Jambritern eine große Hochzeit bevorstünde und die Braut, die Tochter eines der vornehmen Männer Kanaans, in großem Festzug von Nadabat nach Medeba geleitet werden sollte. Jonathan und Simeon nahmen die Gelegenheit wahr, sich für die Ermordung ihres Bruders zu rächen. Sie gingen mit ihren Leuten in das Bergland jenseits des Jordans und hielten sich dort versteckt. Bald kam auch eine lärmende Menge mit Hochzeitsgeschenken voll bepackt. Unter Gesang und Trommelklang, begleitet von zahlreichen Bewaffneten, zog der Bräutigam mit seinen Freunden und Brüdern nach Nadabat, um die Braut und ihr Gefolge abzuholen. Jonathan und Simeon fielen mit ihren Leuten aus dem Hinterhalt über sie her und richteten unter ihnen ein Blutbad an. Wer sich retten konnte, flüchtete in die Berge. Alles, was die Hochzeitsgesellschaft mitgeführt hatte, wurde eine Beute der Israeliten. Da wurde die Hochzeit zur Leichenfeier, die fröhlichen Lieder zu Trauergesängen. So rächten Jonathan und Simeon die Ermordung ihres Bruders. Danach zogen sie sich in das Dickicht am Jordan zurück.

Bakchides waren die Vorfälle gemeldet worden, und er rückte mit einem starkem Heer an. Es war gerade ein Sabbat, als er den gewundenen Unterlauf des Jordans erreichte. Jonathan sagte zu seinen Leuten: Auf, es geht um unser Leben! Noch nie war die Gefahr so groß wie heute. Der eine Feind kommt von vorn, der andere von hinten, rechts und links von uns ist der Jordan und ringsum Sumpf und Dickicht. Wir können in keiner Richtung entweichen. Schreit zu GOTT, daß er uns vor unseren Feinden rettet!

Der Kampf begann. Jonathan holte schon aus, um Bakchides zu erschlagen, da wich dieser vor ihm zurück. Darauf sprangen Jonathan und seine Leute ins Wasser und schwammen ans andere Ufer des Jordans. Die Syrer wagten nicht, ihnen nachzusetzen. Bakchides hatte an dem Tag tausend Mann verloren.

Bakchides sichert die Herrschaft des Königs

Bakchides kehrte nach Jerusalem zurück. Er ging jetzt daran, eine ganze Reihe judäischer Städte zu Festungen auszubauen. Emmaus, Beth-Horon, Beth-El, Timna, Faraton und Tefon erhielten hohe Mauern und gut zu sichernde Toranlagen; auch bei Jericho entstand eine Festung. Mit Hilfe der Besatzungen, die in alle diese Festungen gelegt wurden, wollte Bakchides Israel endgültig unter Kontrolle bringen. Ferner wurden die Befestigungsanlagen von Beth-Zur und Geser und die Festung in Jerusalem erneuert und ausgebaut. Auch diese Festungen erhielten eine Besatzung und wurden mit Lebensmittelvorräten versehen. Schließlich nahm Bakchides noch die Söhne der Männer, die eine führende Stellung im Land hatten, als Geiseln und hielt sie auf der Festung in Jerusalem gefangen.

Das Ende von Alkimus

Im hundertdreiundfünfzigsten Jahr der griechischen Herrschaft, im zweiten Monat, ordnete Alkimus an, die Mauer des inneren Tempelvorhofes abzureißen. Damit hätte er zerstört, was einst auf Weisung von Propheten aufgebaut worden war. Als man aber mit den Abbrucharbeiten begann, erlitt Alkimus einen Schlaganfall, und sein Plan wurde nicht ausgeführt. Gelähmt und unfähig zu sprechen, konnte er nicht einmal sein Testament machen. Er starb kurz darauf unter furchtbaren Schmerzen. Sein Tod veranlaßte Bakchides, zu König Demetrius zurückzukehren, und Judäa hatte zwei Jahre lang Ruhe.

Neuer Kleinkrieg. Bakchides räumt das Feld

Danach kamen alle maßgeblichen Männer aus den Kreisen in Israel, die nicht mehr nach dem Gesetz GOTTES fragten, zusammen; sie berieten sich und meinten: Jonathan und seine Leute sind zu Hause bei ihren Familien und leben ruhig und sorglos. Jetzt müßten wir Bakchides rufen, er könnte sie alle in einer einzigen Nacht in seine Gewalt bringen. Sie gingen also nach Antiochia und legten Bakchides ihren Plan vor. Er machte sich auch sofort mit einem großen Heer auf den Weg. In Briefen, die er durch Boten heimlich vorausschickte, forderte er seine Anhänger in Judäa auf, Jonathan und seine Freunde festzunehmen. Doch wurde daraus nichts, denn Jonathan hatte von dem Plan erfahren und seinerseits fünfzig von den Männern im Land, die für den Anschlag verantwortlich waren, bereits festnehmen und töten lassen. Danach hatte er sich zusammen mit Simeon und allen, die zu ihm hielten, in die Wüste, nach Beth-Basi, abgesetzt. Er richtete wieder her, was dort zerstört worden war, und baute die Stadt zu Festung aus.

Bakchides zog darauf alle vefügbaren Truppen zusammen - auch die jüdischen Hilfstruppen wurden aufgeboten - und belagerte Beth-Basi. Er setzte auch Belagerungsmaschinen ein. Als der Kampf sich schon einige Zeit hingezogen hatte, übergab Jonathan seinem Bruder Simeon das Kommando in der Stadt; er selbst machte sich mit einer Handvoll Leuten davon und suchte die nähere Umgebung heim. Er schlug Odomera und seine Sippe und überfiel und zerstörte das Zeltlager des Stammes Fasiron. Die Besiegten fanden sich bereit, auf der Seite Jonathans gegen Bakchides mitzukämpfen und zogen mit Jonathan und seinen Leuten nach Beth-Basi. Bei ihrer Ankunft machte Simeon mit seinen Leuten einen Ausfall aus der Stadt und steckte die Belagerungsmaschinen in Brand. Bakchides und sein Heer wurden von vorn und von hinten angegriffen und vernichtend geschlagen. Diese Niederlage machte Bakchides schwer zu schaffen; sein ganzes Unternehmen war damit gescheitert. Besonders wütend war er über die jüdischen Freunde, die ihm den Rat gegeben hatten, nach Judäa zu gehen. Er richtete unter ihnen ein Blutbad an und beschloß, nach Antiochia zurückzukehren.

Als Jonathan erfuhr, daß Bakchides entschlossen sei, Judäa zu verlassen, schickte er Unterhändler, um mit ihm einen Friedensvertrag abzuschließen und die Auslieferung der Gefangenen zu erreichen. Bakchides ging auf alle Wünsche Jonathans ein und schwor, er werde nie wieder in seinem Leben etwas gegen ihn unternehmen. Danach wurden die Kriegsgefangenen freigelassen, und Bakchides zog ab nach Antiochia. Er hat jüdisches Land nie wieder betreten.

Nun ruhten die Waffen in Israel. Jonathan ließ sich in Michmas nieder. Er wurde immer mehr der Anführer und Richter des Volkes und räumte mit den Verrätern in Israel auf.

Kapitel 10:

Demetrius I. macht Jonathan zu seinem Bundesgenossen

Im hundertsechzigsten Jahr der griechischen Herrschaft landete Alexander Epiphanes der Sohn von Antiochus, bei Ptolimais und besetzte die Stadt. Die Einwohner begrüßten ihn als König. Demetrius sammelte darauf ein starkes Heer gegen ihn. An Jonathan schickte er einen Brief mit Friedensbeteuerungen und ehrenden Angeboten. Er sagte sich: Wir müssen schnell mit Jonathan Frieden schließen, sonst verbündet er sich mit Alexander gegen uns und wird sich für all das rächen, was wir ihm, seinen Brüdern und seinem ganzen Volk angetan haben. Demetrius erhob also Jonathan zu seinem Bundesgenossen und gab ihm die Vollmacht, Truppen auszuheben und Waffenlager anzulegen. Auch die Geiseln auf der Festung in Jerusalem sollten an ihn übergeben werden. Jonathan ging mit dem Brief nach Jerusalem und verlas ihn vor dem ganzen Volk und vor den Soldaten auf der Festung. Die Festungsbesatzung war sehr erschrocken, als sie hörte, daß Jonathan vom König die Vollmacht bekommen hatte, Truppen auszuheben. Die Geiseln wurden ihm sofort übergeben, und Jonathan entließ sie zu ihren Eltern.

Jonathan schlug jetzt in Jerusalem Hauptquartier auf und begann mit dem Wiederaufbau der Stadt. Auf seine Anordnung hin wurden die Stadtmauern und die Mauern rund um den Berg Zion der größeren Festgkeit wegen aus Quadersteinen ausgeführt. Die ausländischen Soldaten in den Festungen, die Bakchides im Land angelegt hatte, flüchteten und sahen zu, daß sie wieder in ihre Heimat kamen. Nur Beth-Zur blieb in der Gewalt einiger Juden, die das Gesetz GOTTES verlassen hatten und nicht mehr nach seinen Vorschriften leben wollten. Die Stadt war zu ihrer letzten Zuflucht geworden.

König Alexander hörte von den Zugeständnissen, die Demetrius an Jonathan gemacht hatte. Er ließ sich darauf über Jonathan und seine Brüder genauer unterrichten. Als er von ihren Kriegen und Heldentaten erfuhr und von den Schwierigkeiten mit denen sie fertiggeworden waren, sagte er: Einen Mann wie Jonathan finden wir so schnell nicht wieder; wir werden ihn zu unserem Freund und Bundesgenossen machen. Er schickte Jonathan folgenden Brief:

König Alexander grüßt seinen Bruder Jonathan. Nach allem, was ich von dir gehört habe, bist du ein tapferer Mann, der es verdient, mein Freund zu sein. Darum ernenne ich dich heute zum Obersten Priester deines Volkes und gestatte dir, den Titel "Freund des Königs" zu führen. Ich erwarte, daß du zu mir hältst und mir die Freundschaft bewahrst. Zugleich übersandte er Jonathan ein Purpurgewand und einen goldenen Stirnreif.

Am Laubhüttenfest im siebten Monat des hundertsechzigsten Jahr der griechischen Herrschaft legte Jonathan das Gewand des Obersten Priester an und begann sofort, Truppen auszuheben und Waffenlager anzulegen.

Demetrius I. macht weitere Zugeständnisse

Als Demetrius davon hörte, war er bestürzt. Was haben wir für eine Dummheit begangen, sagte er. Alexander ist uns zuvorgekommen. Er hat sich die Juden zu Freunden gemacht; jetzt werden sie ihn unterstützen. Aber auch ich werde ihnen einen Brief schreiben. Ich werde sie auffordern, mir beizustehen und ihnen dafür hohe Ämter und große Geschenke in Aussicht stellen. Er schickte also den Juden folgenden Brief:

König Demetrius grüßt das jüdische Volk. Ich bin erfreut, zu hören, daß ihr die mit mir geschlossenen Verträge einhaltet; ihr habt den Freundschaftspakt mit mir nicht aufgelöst und seid nicht zu meinen Feinden übergegangen. Haltet mir auch weiter die Treue! Ich werde euch zur Belohnung dafür viele Verpflichtungen erlassen und euch reiche Geschenke machen.

Von heute an erkläre ich alle Juden für frei und erlasse ihnen die Kopfsteuer, die Salzsteuer und die Lieferung der goldenen Ehrenkrone für den König. Von heute an entbinde ich euch für alle Zukunft von der Verpflichtung, mir den dritten Teil der Getreideernte und die Hälfte aller geernteten Früchte abzuliefern. Dieser Erlaß gilt für Judäa sowie für die drei Bezirke Samariens, die in Zukunft an Judäa angeschlossen werden. Jerusalem erkläre ich zur Heiligen Stadt; in ihr und dem Gebiet, das zu ihr gehört, wird weder der Zehnte noch sonst eine Steuer erhoben. Ich verzichte auf die Befehlsgewalt über die Festung in Jerusalem und übergebe sie an den Obersten Priester. Er kann auch die Leute selbst aussuchen, die dort Dienst tun sollen.

Alle Juden, die irgendwo in meinem Reich als Kriegsgefangene festgehalten werden, lasse ich frei, ohne ein Lösegeld zu fordern. Sie sind von allen Steuern befreit, auch von der Viehsteuer. Von den übrigen Juden, wo immer sie in meinem Reich wohnen, dürfen Steuern oder Schulden niemals an einem Sabbat, Neumondfest oder einem sonstigen Festtag eingetrieben werden, auch nicht während der drei Tage vor oder nach einem Fest; an solchen Tagen ist es niemand gestattet, einen Juden wegen irgendeiner Sache zu belangen oder zu belästigen.

Bis zu dreißigtausend Juden sollen in das königliche Heer aufgenommen werden und den gleichen Sold wie alle anderen Soldaten des Königs erhalten. Sie sollen auch in den großen Festungen des Königs Dienst tun und für Aufgaben herangezogen werden, die volles Vertrauen voraussetzen. Ihre Offiziere und Befehlshaber sollen sie aus ihren eigenen Reihen wählen, und sie sollen nach ihren eigenen Gesetzen und Gebräuchen leben können, so wie ich es auch für alle Juden in Judäa gestattet habe.

Die drei Bezirke, die ich von Samarien abgetrennt und Judäa zugeschlagen habe, sollen fortan mit Judäa eine Einheit bilden und dem Obersten Priester unterstellt sein. Die Stadt Ptolemais und das zu ihr gehörende Gebiet vermache ich dem Tempel in Jerusalem als Geschenk. Die Einkünfte aus dieser Stadt und ihrem Gebiet kann der Oberste Priester für den Unterhalt des Tempels verwenden. Ich selbst gebe darüber hinaus noch jährlich dreieinhalb Zentner Silber aus den Mitteln, die im königlichen Schatz für solche Zwecke bereitstehen. Was sich an stattlichen Zuwendungen für den Tempel in den letzten Jahren bei uns angesammelt hat, weil die Beamten es nicht mehr auszahlten, wird von nun an voll für die Aufwendungen im Bereich des Tempeldienstes zur Verfügung stehen. Überdies nehme ich von jetzt an nicht mehr die fünftausend Silberstücke aus den Jahreseinkünften des Tempels für mich in Anspruch, denn sie stehen den Priester zu, die im Tempel Dienst tun. Wer dem König oder einem anderen seine Schulden nicht zahlen kann und sich deshalb in den Tempel von Jerusalem flüchtet oder auf das Gebiet, das zum Tempel gehört, darf nicht gefangengesetzt werden und sein Besitz, sofern er in meinem Herrschaftsbereich liegt, darf nicht beschlagnahmt werden. Die Kosten für Bauvorhaben und Ausbesserungsarbeiten im Bereich des Tempels werden von der königlichen Kasse übernommen. Ebenso gehen Aufbau und Verstärkung der Jerusalemer Stadtmauer und aller Mauern judäischer Städte zu Lasten des Königs.

Jonathan entscheidet sich für Alexander. Das Ende von Demetrius I.

Aber Jonathan und das jüdische Volk mißtrauten den Versprechungen, die König Demetrius machte, und gingen nicht auf sein Angebot ein. Zu deutlich stand ihnen alles Leid und Elend vor Augen, das dieser Mann schon über Israel gebracht hatte. Sie hielten sich lieber zu Alexander, denn er war der erste gewesen, der ihnen Frieden angeboten hatte, und Zeit seines Lebens blieben sie seine Bundesgenossen.

König Alexander hatte große Truppenmassen zusammengezogen und nahm den Kampf gegen Demetrius auf. Aber als es zur Schlacht kam, mußte sein Heer weichen; es wurde von Demetrius verfolgt und hart bedrängt. Alexander gab jedoch die Schlacht nicht verloren. Bis zum Abend wurde erbittert gekämpft, und Demetrius fand dabei den Tod.

Alexander wirbt mit Erfolg um die Tochter des Ägypterkönigs

Nun schickte Alexander eine Gesandtschaft zu Ptolemäus, dem König von Ägypten, mit folgender Botschaft und Bitte:

Ich bin in mein Königreich zurückgekehrt, habe den Thron meiner Vorfahren bestiegen und die Herrschaft angetreten. Demetrius wurde im Kampf besiegt, sein Heer ist vernichtend geschlagen, und das Land ist fest in meiner Hand. Ich habe die Herrschaft in seinem Reich übernommen. Laß uns miteinander einen Freundschaftspakt schließen: Gib mir deine Tochter zur Frau, damit wir verwandtschaftlich verbunden sind; ich werde dir und ihr Geschenke machen, die deiner würdig sind.

König Ptolemäus antwortete:

Ich preise den großen Tag, an dem du in das Land deiner Väter zurückgekehrt bist und ihren Thron bestiegen hast. Mit dem Inhalt deines Briefes bin ich voll einverstanden. Komm mir bis Ptolemäus entgegen. Dort wollen wir einander kennenlernen, und ich will dir meine Tochter zur Frau geben.

Ich hundertzweiundsechzigsten Jahr der griechischen Herrschaft kam Ptolemäus mit seiner Tochter Cleopatra nach Ptolemäis, wo ihn König Alexander empfing. Er gab Alexander seine Tochter zur Frau und richtete dort, in Ptolemais, mit königlichem Aufwand die Hochzeit aus.

Jonathan, königlicher Statthalter von Judäa

Alexander lud Jonathan durch einen Brief zu sich nach Ptolemais ein. Jonathan kam mit glänzendem Gefolge und traf mit den beiden Königen zusammen. Er brachte für sie und den Kreis ihrer Freunde Silber und Gold und viele andere Geschenke mit. So waren alle sehr für ihn eingenommen. Zur gleichen Zeit erschienen aus Israel auch nichtswürdige Männer, Abgesandte jener Juden, die auf das Gesetz nichts mehr gaben. Sie traten gegen Jonathan auf und wollten sich über ihn beschweren. Doch der König schenkte ihnen keine Beachtung. Er ordnete an, das Gewand, mit dem Jonathan gekommen war, gegen ein Purpurgewand einzutauschen, und ließ Jonathan an seiner Seite Platz nehmen. Dann gab er den obersten seiner Beamten den Befehl, Jonathan bis in die Mitte der Stadt zu geleiten und bekanntzumachen, niemand dürfe gegen Jonathan eine Anklage erheben oder ihm aus irgendeinem Grund Schwierigkeiten machen. Als die jüdischen Abgesandten, die sich über Jonathan beschweren wollten, ihren Gegner so hochgeehrt und mit Purpur gekleidet sahen und dazu die Bekanntmachung hörten, machten sie sich aus dem Staub. Alexander fügte den Ehrungen noch weitere hinzu: Er ließ Jonathan in die Liste der Ersten der Freunde des Königs eintragen und ernannte ihn zum militärischen Oberfehlshaber und königlichen Statthalter in Judäa. Sehr zufrieden über seinen Erfolg kehrte Jonathan nach Jerusalem zurück.

Demetrius II. Jonathan besiegt Apollonius

Im hundertfünfundsechzigsten Jahr der griechischen Herrschaft verließ Demetrius, der Sohn von Demetrius, Kreta und erschien in Syrien, dem Land seiner Vorfahren. Bestürzt über diese Nachricht, brach Alexander von Ptolemais auf und kehrte nach Antiochia zurück. Demetrius ernannte Apollonius zu seinem Statthalter im südlichen Teil des Reiches. Apollonius brachte ein großes Heer zusammen und schlug bei Jamnia sein Lager auf. Vor dort schickte er dem Obersten Priester Jonathan folgende Botschaft.

Du bist der einzige, der sich gegen uns auflehnt; man lacht und spottet schon über mich. Was nimmst du dir gegen uns heraus, da oben in deinen Bergen? Wenn du meinst, dich auf deine Soldaten verlassen zu können, dann komm zu uns herab in die Ebene. Da wollen wir sehen, wer der Stärkere ist. Bei mir sind die Truppen aller Philisterstädte! Frag nur nach, wer auf meiner Seite steht! Man wird dir sagen, daß du keine Erfolgsaussichten hast. Deine Vorfahren sind hier auf eigenem Grund und Boden schon zweimal geschlagen worden, dann wirst du einem Heer und einer Reiterei, wie sie jetzt gegen dich angetreten sind, erst recht nicht gewachsen sein. Hier in der Ebene gibt es keinen Schlupfwinkel, nicht einmal einen Stein, hinter dem man sich verstecken könnte.

Jonathan war über Apollonius Worte empört. Er verließ Jerusalem mit einem Heer von zehntausend ausgewählten Soldaten; sein Bruder Simeon stieß mit weiteren Truppen zu ihm. Gemeinsam zogen sie vor die Stadt Joppe. Apollonius hatte eine Besatzung in die Stadt gelegt, so daß die Bewohner nicht wagten, die Juden einzulassen. Als aber Jonathan angriff, bekamen sie Angst: Sie öffneten die Tore und Jonathan besetzte die Stadt. Als Apollonius davon erfuhr, zog er mit seinen dreitausend Reitern und dem ganzen Heer in das Gebiet der Stadt Aschdod.

Er täuschte damit einen Rückzug vor, zugleich aber erreichte er auf diese Weise die Ebene, die seiner Reiterei die beste Möglichkeit bot, sich im Kampf zu entfalten - und auf die Reiterei setzte er sein ganzes Vertrauen. Jonathan verfolgte ihn bis in das Gebiet von Aschdod, und der Kampf begann. Apollonius hatte tausend seiner Reiter in einem Hinterhalt zurückgelassen. Als Jonathan es schließlich bemerkte, war sein Heer schon von alle den Reitern umzingelt und mußte vom Morgen bis zum Abend den Hagel ihrer Pfeile abwehren. Aber auf Jonathans Befehl hielten die Israeliten stand, bis die Pferde des Gegners ermüdeten. Als die Reiterei sich in diesem Kampf ganz verausgabt hatte, erschien Simeon mit seinen Männern auf dem Schlachtfeld und griff die feindlichen Fußtruppen an.

Sie wurden geschlagen und mußten fliehen. Die Reiter wurden über die ganze Ebene versprengt. Die Fliehenden suchten Schutz in der Stadt Aschdod und flüchteten sich in den Tempel ihres Götzen Dagon. Aber Jonathan setzte Aschdod samt dem Tempel Dagons in Brand; alle, die sich dorthin geflüchtet hatten, fanden in den Flammen den Tod. Auch die Ortschaften rings um Aschdod wurden ausgeplündert und verbrannt. An diesem Tag kamen durch Feuer und Schwert etwa achttausend Feinde um.

Jonathan verließ darauf das Gebiet von Aschdod und schlug vor Aschkelon sein Lager auf. Die Einwohner kamen in einem großen Festzug aus der Stadt und hießen ihn willkommen. Danach kehrte das jüdische Heer mit reicher Beute nach Jerusalem zurück.

Als König Alexander von Jonathans Sieg erfuhr, ließ er ihm weitere große Ehren zuteil werden. Er übersandte ihm eine goldene Spange, wie sie denen verliehen wird, die den Ehrentitel Mitglied der königlichen Familie tragen. Überdies erhielt Jonathan die Stadt Ekron mit ihrem ganzen Gebiet als persönlichen Besitz.

Kapitel 11:

Der Ägypterkönig täuscht Alexander und bringt Syrien in seine Gewalt

König Ptolemäus von Ägypten sammelte viele Truppen - die Menge der Soldaten war unzählbar wie die Sandkörner am Ufer des Meeres - und stellte eine starke Flotte auf. Er wollte Alexander mit List stürzen und dessen Herrschaftsgebiet seinem eigenen angliedern. So rückte er in Syrien ein und versicherte, in friedlicher Absicht zu kommen. Die Städte öffneten sich ihm, und ihre Einwohner gingen ihm in Festzügen entgegen. Alexander selbst hatte befohlen, Ptolemäus als seinen Schwiegervater festlich zu empfangen. In jeder Stadt, die ihn aufnahm, hinterließ er einen Teil seiner Truppen als Besatzung. Als er nach Aschdod kam, zeigten ihm die Bewohner den niedergebrannten Tempel Dagons und die Verwüstungen in der Stadt und in den umliegenden Ortschaften. Am Wegrand hatten sie haufenweise die Leichen der Soldaten aufgeschichtet, die im Kampf mit Jonathan gefallen oder ein Opfer der Flammen geworden waren. Sie erzählten Ptolemäus, was Jonathan getan hatte, und hofften, den König damit gegen ihn einzunehmen. Doch der König ging nicht darauf ein. Jonathan kam ihm mit glänzendem Gefolge nach Joppe entgegen. Sie begrüßten einander und blieben die Nacht über dort. Jonathan begleitete den König noch bis zu Fluß Eleutherus und kehrte dann nach Jerusalem zurück. Ptolemäus brachte alle Städte an der Mittelmeerküste bis hinauf nach Seleuzia in seine Gewalt. Er war entschlossen, Alexander zu stürzen.

Von Seleuzia aus schickte Ptolemäus an König Demetrius folgende Botschaft:

Ich bereue es, Alexander meine Tochter Cleopatra zur Frau gegeben zu haben, denn er hat versucht, mich zu ermorden. Laß uns ein Bündnis miteinander schließen: Ich werde meine Tochter, die bis jetzt Alexander gehört hat, dir zur Frau geben, und du sollst die Herrschaft über das Reich antreten, über das dein Vater schon König war.

Den Vorwurf gegen Alexander erhob Ptolemäus nur, weil er selbst die Herrschaft über Syrien ergreifen wollte. Er nahm also seine Tochter Cleopatra Alexander weg und gab sie Demetrius zur Frau. Er brach alle Beziehungen zu Alexander ab, und jedem wurde klar, daß die beiden zu Feinden geworden waren. Dann zog er in die Hauptstadt Antiochia ein und setzte sich die Krone des Seleukidenreiches auf. So trug er jetzt also zwei Kronen, die von Ägypten und die von Asien.

Das Ende Alexanders und des Ägypterkönigs

König Alexander war zu der Zeit in Sizilien, weil dort ein Aufstand drohte. Als er hörte, was geschehen war, rückte er mit seinen Truppen heran. Aber Ptolemäus trat ihm mit einem starken Heer entgegen, und Alexanders Truppen wurden geschlagen. Er selbst konnte nach Arabien entkommen und hoffte, dort Schutz zu finden. Aber der Araberfürst Sabdiel ließ ihn enthaupten und den abgeschlagenen Kopf Ptolemäus überbringen. König Ptolemäus stand jetzt auf dem Gipfel seiner Macht, doch starb er selber zwei Tage darauf. Die Leute, die er in den befestigten Städten als Besatzung zurückgelassen hatte, wurden von den Einwohnern umgebracht, und so konnte Demetrius den Thron besteigen. Das war im hundertsiebenundsechzigsten Jahr der griechischen Herrschaft.

Das Bündnis zwischen Jonathan und Demetrius II.

Damals hatte Jonathan gerade die Männer Judäas zur Belagerung der Festung in Jerusalem aufgeboten und viele Belagerungsmaschinen in Stellung gebracht. Einige Juden, die sich um das Gesetz GOTTES nicht kümmerten, Feinde ihres eigenen Volkes, gingen zu Demetrius und berichteten ihm davon. Voller Zorn verlegte der König sofort sein Hauptquartier nach Ptolemais und gab Jonathan schriftlich den Befehl, die Belagerung abzubrechen und unverzüglich bei ihm in Ptolemais zu einer Unterredung zu erscheinen.

Jonathan befahl, die Belagerung fortzusetzen. Dann wagte er sich in die Höhle des Löwen und ging mit einigen ausgewählten Ratsältesten und Priestern nach Ptolemais. Er nahm Silber und Gold, kostbare Gewänder und viele andere Geschenke mit, und es gelang ihm, die Gunst des Königs zu gewinnen. Verräter aus Israel, die mit Beschuldigungen gegen Jonathan auftraten, konnten daran nichts ändern. Demetrius behandelte Jonathan, wie es schon Alexander und Ptolemäus vor ihm getan hatten: In Anwesenheit aller Freunde des Königs wurde Jonathan mit hohen Ehren ausgezeichnet, im Amt des Obersten Priesters und in allen anderen Ämtern und Würden bestätigt und in den Kreis der Ersten der Freunde des Königs aufgenommen.

Jonathan bat sich von König Demetrius Steuerfreiheit aus für Judäa und die drei Bezirke Samariens, die an Judäa angeschlossen worden waren, und versprach dafür eine einmalige Zahlung von zweihundertfünfzig Zentnern Silber. Der König ging darauf ein und ließ für Jonathan eine schriftliche Bestätigung dieser Vereinbarung ausfertigen.

König Demetrius grüßt seinen Bruder Jonathan und das jüdische Volk.

Zu eurer Kenntnis lasse ich euch hiermit eine Abschrift des Briefes zukommen, den ich in eurer Angelegenheit an Lasthenes, Mitglied der königlichen Familie, geschrieben habe:

König Demetrius grüßt seinen väterlichen Freund Lasthenes.

Das jüdische Volk hat seine Freundschaft zu mir durch die Tat bewiesen und ist allen seinen Verpflichtungen nachgekommen. Dafür will ich mich ihm erkenntlich zeigen und habe deshalb folgendes beschlossen:

Ich bestätige den Juden das Recht auf Judäa und auf die drei Bezirke Ephraim, Lydda und Ramatajim; sie sind von Samarien abgetrennt und in vollem Umfang Judäa angeschlossen worden. Allen, die im Tempel von Jerusalem ihre Opfer darbringen, wird die Zahlung der Steuern erlassen, mit denen der König jährlich die Getreideernte und alle geernteten Früchte belegte. Auch die anderen Leistungen, auf die ich Anspruch habe, der Zehnte, die sonstigen Steuern, die Salzsteuer und die goldenen Ehrenkronen für den König, sind den Juden erlassen. Diese Anordnungen sind unwiderruflich; sie gelten für alle Zukunft. Sorge dafür, daß eine Abschrift von ihnen in eine Bronzetafel eingraviert und Jonathan übergeben wird. Sie soll auf dem Tempelberg an einer Stelle, wo sie allen zugänglich ist, aufgestellt werden.

Jonathan rettet Demetrius II. aus großer Gefahr

Als König Demetrius sah, daß das Land unter seiner Herrschaft zur Ruhe gekommen war und sich kein Widerstand mehr gegen ihn regte, löste er mit Ausnahme der Söldnertruppe, die er auf den griechischen Inseln angeworben hatte, sein ganzes Heer auf und schickte die Soldaten nach Hause. Das nahmen ihm die Männer, die alle schon unter seinen Vorgängern gedient hatten, sehr übel. Tryphon, ein alter Anhänger Alexanders, sah, wie sehr sie alle über Demetrius verärgert waren. Er ging zu Jamliku, dem Araberfürsten, unter dessen Obhut Antiochus, der kleine Sohn Alexanders, heranwuchs. Dort blieb er längere Zeit und bedrängte Jamliku unablässig, er solle ihm Antiochus mitgeben, damit dieser in der Nachfolge seines Vaters Alexander die Herrschaft übernehme. Tryphon berichtete Jamliku auch, welche Anordnungen Demetrius getroffen hatte und wie sehr die Soldaten ihn haßten.

Jonathan hatte inzwischen König Demetrius gebeten, die Besatzungstruppen aus der Festung in Jerusalem und aus den anderen Festungen in Jerusalem und aus den anderen Festungen in Judäa abzuziehen, denn sie kämpften immer noch gegen die Israeliten. Demetrius ließ Jonathan darauf ausrichten: Gern erfülle ich deinen und deines Volkes Wunsch. Ich werde dich und dein Volk auch noch mit höchsten Ehren auszeichnen, sobald es die Umstände mir erlauben. Im Augenblick aber wäre es gut, wenn du mir Kriegsleute schicktest, auf die ich mich verlassen kann, denn alle meine Truppen sind von mir abgefallen.

Jonathan schickte dreitausend kampferprobte Soldaten nach Antiochia, und der König war sehr froh über ihr Erscheinen. Wenig später kam es zu einem Volksaufstand. Das Volk von Antiochia rottete sich im Zentrum der Stadt zusammen - etwa hundertzwanzigtausend Menschen - und war entschlossen, den König zu beseitigen. Demetrius flüchtete in seinen Palast, das Volk riegelte alle Zugänge ab und traf Vorbereitungen, den Palast zu stürmen. Da rief der König die Juden zu Hilfe. Sie waren sofort zur Stelle, schwärmten in der Stadt aus und erschlugen an dem Tag etwa hunderttausend Aufständische. Sie steckten die Stadt in Brand und machen reiche Beute. So retteten sie den König. Als die Aufständischen merkten, daß die Juden die Stadt völlig in ihrer Hand hatten und mit ihr machen konnten, was sie wollten, war es mit ihrem Mut vorbei. Sie flehten den König an: Schließ Frieden mit uns, daß nur die Juden aufhören, gegen uns und die Stadt zu wüten! Sie warfen ihre Waffen weg und ergaben sich. Hochgeehrt vom König und hochangesehen bei allen seinen Leuten im Reich, konnten die Juden beutebeladen nach Jerusalem heimziehen.

Jonathan im Dienst des Gegenkönigs Antiochus VI.

Als Demetrius die Zügel wieder fest in der Hand hatte und Ruhe im Land herrschte, wollte er nichts mehr von all dem wissen, was er den Juden versprochen hatte. Statt die Dienste zu belohnen, die Jonathan ihm erwiesen hatte, wandte er sich von ihm ab und verfügte harte Maßnahmen.

Dann aber kehrte Tryphon nach Syrien zurück und brachte den jungen Antiochus mit. Antiochus setzte sich die Krone auf und trat die Herrschaft an. Alle Soldaten, die Demetrius entlassen hatte, standen sofort auf seiner Seite und zogen gegen Demetrius zu Feld. Demetrius mußte fliehen. Tryphon erbeutete die Kriegselefanten und nahm Antiochia ein.

Der junge König schrieb Jonathan einen Brief, in dem er ihn als Obersten Priester bestätigte, seine Herrschaft über Judäa und die drei von Samarien abgetrennten Bezirke anerkannte und ihn in den Kreis seiner Freunde aufnahm. Zugleich übersandte er ihm goldenes Tafelgeschirr und verlieh ihm das Recht, aus goldenem Becher zu trinken und das Purpurgewand und die goldene Spange zu tragen. Simeon, den Bruder Jonathans, ernannte er zum Befehlshaber aller Streitkräfte im Bereich zwischen der Tyrischen Treppe und der ägyptischen Grenze.

Jonathan brach von Jerusalem auf, durchzog das Reichsgebiet westlich des Euphrats und besuchte vor allem die großen Städte. Sofort und überall schlossen sich ihm die syrischen Truppen an, die Demetrius entlassen hatte. Als Jonathan nach Aschkelon kam, zogen ihm die Bürger der Stadt zur Begrüßung entgegen. In Gaza jedoch verschloß man vor ihm die Tore. Jonathan belagerte die Stadt und plünderte und verbrannte die Ortschaften in ihrer Umgebung. Darauf waren die Leute von Gaza bereit, sich zu unterwerfen. Jonathan schloß Frieden mit ihnen, nahm aber die Söhne der führenden Männer als Geiseln und ließ sie nach Jerusalem bringen. So durchzog er das ganze Land bis hinauf nach Damaskus.

Als Jonathan wieder nach Judäa zurückgekehrt war, wurde ihm gemeldet, daß die Truppenführer des Königs Demetrius mit einem großen Heer bei Kedesch in Galiläa erschienen seien, um seinen Unternehmungen ein Ende zu setzen. Deshalb übergab er seinem Bruder Simeon das Kommando in Judäa und wandte sich selbst den Feinden in Galiläa zu.

Simeon belagerte Beth-Zur. Nach langem Kampf baten die Eingeschlossenen um Frieden. Er wurde ihnen gewährt, doch mußten alle die Stadt verlassen. Simeon nahm Beth-Zur in Besitz und legte Truppen hinein.

Jonathan bezog mit seinem Heer ein Lager am See Gennezaret. Vor dort brach er frühmorgens auf und marschierte weiter in die Ebene von Hazor. Die Feinde hatten eine Abteilung vorausgeschickt und sie im Gebirge in einen Hinterhalt gelegt. Das Hauptheer der Syrer kam in der Ebene auf Jonathan und sein Heer zu. Während die Syrer von vorn angriffen, brach die Abteilung aus dem Hinterhalt hervor und eröffnete gleichfalls den Angriff. Das jüdische Heer floh. Alle ließen Jonathan im Stich, ausgenommen die beiden Truppenführer Mattatias, der Sohn Abschaloms, und Judas, der Sohn Haflis. Jonathan zerriß seine Kleider, streute sich Erde auf den Kopf und betete. Dann nahm er den Kampf mit den Feinden auf und zwang sie zur Flucht. Als die, die Jonathan im Stich gelassen hatten, es sahen, kehrten sie zurück und nahmen mit Jonathan zusammen die Verfolgung auf. Sie trieben die Feinde zurück bis in ihr Lager bei Kedesch. Dann machten sie halt. An dem Tag waren etwa dreitausend Syrer gefallen. Darauf kehrte Jonathan nach Jerusalem zurück.

Kapitel 12:

Jonathans Bündnisse mit Rom und Sparta

Als Jonathan sah, daß sich die Dinge so vorteilhaft für ihn entwickelten, schickte er eine Gesandtschaft nach Rom, um die alte Freundschaft mit den Römern zu bestätigen und zu erneuern. Zum gleichen Zweck ließ er auch den Spartanern und anderen Völkern Briefe überbringen. Die Gesandtschaft reiste nach Rom, ging dort in die Ratsversammlung und richtete ihren Auftrag aus: Der Oberste Priester Jonathan und das jüdische Volk haben uns zu euch gesandt, um den alten Beistandspakt zu erneuern. Die Römer versahen die Gesandten darauf mit Begleitschreiben für ihre Rückreise nach Judäa. Darin wurden die Behörden aller Länder aufgefordert, für sicheres Geleit zu sorgen.

Den Spartanern ließ Jonathan folgendes Schreiben überbringen:

Der Oberste Priester Jonathan, der Ältestenrat des Volkes, die Priester und das ganze Volk der Juden grüßen ihre Brüder, die Spartaner. Schon vor längerer Zeit hat einer eurer Könige, Areus, einen Brief an unseren Obersten Priester Onias gerichtet und darin festgestellt, daß ihr mit uns blutsverwandt seid. Wir haben noch die Abschrift jenes Briefes. Onias hat den Überbringer seinerzeit ehrenvoll empfangen und hat den Brief entgegengenommen, in dem ihr uns einen Beistandspakt antrugt. Wir sind zwar auf eure Unterstützung nicht angewiesen, unsere Kraft beziehen wir aus den heiligen Schriften, die wir besitzen, dennoch wollten wir jetzt diese Botschaft an euch richten und die brüderliche Gemeinschaft und den Freundschaftspakt mit euch erneuern. Wir möchten euch nicht völlig fremd werden, zumal schon einige Zeit verstrichen ist, seitdem ihr eure Gesandtschaft zu uns schicktet. Natürlich haben wir euch nie vergessen. Bei den Festen und allen anderen Gelegenheiten, wenn Opfer dargebracht werden, erinnern wir uns an euch und schließen euch in unsere Gebete ein; das sind wir euch als unseren Brüdern schuldig! Wir freuen uns, daß ihr zu so großer Berühmtheit gelangt seid. Bei uns nahmen die Schwierigkeiten und Kriege kein Ende. Immer wieder wurden wir von den Königen im Norden und im Süden angegriffen. Wir wollten euch wie auch den anderen Völkern, mit denen wir befreundet und verbündet sind, nicht zur Last fallen und haben euch nicht zu Hilfe gerufen. Wir haben ja im Himmel der uns hilft; er hat uns gerettet, und unsere Feinde wurden zuschanden.

Jetzt haben wir Numenius, den Sohn von Antiochus, und Antipater, den Sohn Jasons, nach Rom geschickt, um den alten Beistandspakt mit den Römern zu erneuern. Gleichzeitig haben wir die beiden angewiesen, auch zu euch zu gehen. Sie sollen unsere Grüße übermitteln und diesen Brief überbringen, indem wir euch anbieten, die brüderliche Gemeinschaft mit uns zu erneuern. Wir würden uns freuen, auf dieses Angebot eine Antwort zu erhalten.

Wir fügen eine Abschrift des Briefes bei, den Onias seinerzeit von eurem König Areus erhielt:

Areus, der König der Spartaner, grüßt den Obersten Priester Onias.

In einer Schrift, die über die Spartaner und die Juden handelt, fand sich der Nachweis, daß beide Völker von Abraham abstammen und also miteinander blutsverwandt sind. Seit uns das bekannt geworden ist, drängt es uns, zu erfahren, wie es um euch steht. Wir würden uns freuen, darüber etwas von euch zu hören, und werden euch dann antworten. Eure Viehherden und euer sonstiger Besitz gehört ja uns, wie auch unser Besitz euch gehört. Unsere Gesandten sind beauftragt, euch in dieser ganzen Angelegenheit alle nötigen Erklärungen zu geben.

Weitere Kämpfe gegen Truppen und Verbündete von Demetrius II.

Jonathan erfuhr, daß die Truppenführer des Königs Demetrius erneut gegen ihn im Anmarsch seien, und zwar mit einem größeren Heer als beim ersten Mal. Er brach von Jerusalem auf und rückte ihnen bis in die Gegend von Hamat entgegen. Sie sollten gar nicht erst die Möglichkeit haben, in sein Gebiet vorzudringen. Jonathan schickte Spione ins feindliche Lager und erfuhr durch sie, daß die feindlichen Truppen für die kommende Nacht einen Überfall auf das jüdische Lager planten. Bei Sonnenuntergang befahl er deshalb allen seinen Leuten, wach zu bleiben, die Waffen nicht aus der Hand zu legen und sich die Nacht über für den Kampf bereitzuhalten. rings um das Lager stellte er Posten auf. Als die Soldaten im feindlichen Lager bemerkten, daß Jonathan und seine Leute sich zum Kampf gerüstet hatten, verließ sie aller Mut. Sie zündeten in ihrem Lager die Feuer an und machten sich davon. Jonathan und seine Leute sahen die Lagerfeuer brennen und merkten erst am Morgen, was geschehen war. Sie nahmen zwar die Verfolgung auf, konnten die feindlichen Truppen aber nicht mehr einholen; sie hatten den Eleutherus schon überschritten.

Jonathan wandte sich darauf gegen den Araberstamm der Sabbadäer. Er besiegte sie und nahm ihnen alle Waffen ab. Dann zog er nach Damaskus, um in dem ganzen Gebiet dort nach dem Rechten zu sehen.

Simeon war inzwischen nicht untätig gewesen. Er war auf Aschkelon und die anderen Festungen in diesem Gebiet zumarschiert, dann aber plötzlich nach Joppe abgebogen, hatte die Stadt eingenommen und eine Besatzung hineingelegt. Ihm war nämlich zu Ohren gekommen, daß die Bewohner ihre Stadt den Leuten des Königs Demetrius übergeben wollten.

Jonathans Festungsbauten in Judäa und Jerusalem

Nach seiner Rückkehr aus dem Gebiet von Damaskus versammelte Jonathan den Kreis der Ratsältesten und beriet mit ihnen über die Anlage von Festungen in Judäa. Auch die Stadtmauern von Jerusalem sollten erhöht und zwischen Stadt und Festung sollte eine besondere hohe Mauer errichtet werden. Dadurch sollte die Festung von der Stadt völlig abgeschnitten und der fremden Besatzung jede Möglichkeit genommen werden, in die Stadt zu kommen, um sich dort mit Lebensmitteln und anderen notwendigen Dingen zu versorgen. Bei den Arbeiten zur Befestigung der Stadt wirkte das ganze Volk mit. Ein Teil der Mauer über dem Kidrontal stürzte ein und mußte wieder aufgebaut werden. Auch der Stadtteil, der Kafnata heißt, wurde wieder aufgebaut.

Simeon stellte die Stadt Hadid auf den westlichen Ausläufern des jüdischen Berglandes wieder her und befestigte sie mit Mauern und gut zu sichernden Toren.

Jonathan in den Händen des Verräters Tryphon

Tryphon wollte König Antiochus beseitigen, um sich selbst die Krone Vorderasiens aufsetzen zu können. Aber er fürchtete, daß Jonathan das nicht zulassen und gegen ihn kämpfen werde. Darum suchte er ihn in seine Gewalt zu bekommen und umzubringen. In dieser Absicht zog er mit einem Heer nach Beth-Schean. Jonathan kam ihm dorthin entgegen; er hatte ein Heer von vierzigtausend kampferprobten Männern bei sich. Als Tryphon das sah, fürchtete er sich, etwas gegen Jonathan zu unternehmen. Er empfing ihn mit allen Ehren, stellte ihn seinen Freunden vor, machte ihm Geschenke und befahl seinen Freunden und den Soldaten Jonathan genauso zu gehorchen wie ihm selber. Dann sagte er zu Jonathan: Warum bemühst du ein ganzes Heer, wo uns doch gar kein Krieg bedroht? Schicke die Soldaten nach Hause, und behalte nur einige Männer bei dir. Du sollst mich nach Ptolimais begleiten. Ich will Ptolemais und den Rest der Festungen samt den Truppen und den zivilen Behörden in jenen Gebieten deinem Befehl unterstellen. Nur deshalb bin ich gekommen. Dann ziehe ich wieder ab.

Jonathan glaubte Tryphon. Er schickte das Heer nach Judäa zurück und behielt nur dreitausend Mann bei sich. Davon ließ er zweitausend in Galiläa, so daß nur tausend ihn bis nach Ptolemais begleiteten. Aber kaum hatte Jonathan die Stadt betreten, da schlossen sich hinter ihm die Tore. Er wurde festgenommen, und alle seine Begleiter wurden mit dem Schwert erschlagen.

Sofort schickte Tryphon Fußvolk und Reiterei nach Galiläa und in die Jesreel-Ebene, um Jonathans Truppen dort zu vernichten. Die jüdischen Einheiten hatten erfahren, daß Jonathan gefangen war, und meinten, er sei mit allen seinen Begleitern umgebracht worden. Da machten die Soldaten sich gegenseitig Mut und traten in festgefügter Schlachtordnung den feindlichen Verbänden entgegen. Als diese merkten, daß die Juden zu einem Kampf auf Leben und Tod entschlossen waren, machten sie kehrt. Ohne Verluste konnten die jüdischen Einheiten Judäa erreichen, aber sie beklagten den Tod Jonathans und seiner Begleiter und machten sich Sorgen wegen der Zukunft.

In ganz Israel herrschte nun große Trauer. Alle Nachbarvölker aber machten neue Pläne, das jüdische Volk zu vernichten. Sie sagten sich: Jetzt haben sie keinen Anführer mehr, keinen, der sie retten kann. Wir greifen sie an und vernichten sie so gründlich, daß sich kein Mensch mehr an sie erinnern wird.

Kapitel 13:

Simeon vollendet das Werk seiner Brüder

Simeon hörte, daß Tryphon mit einem großen Heer bereitstand, um den vernichtenden Schlag gegen Judäa zu führen. Da ging er nach Jerusalem und berief eine Volksmenge ein. Er machte den IsrEr sah auch, welche Panik diese Nachricht im Volk auslöste.aeliten Mut und sagte: Ihr wißt, wie wir - meine Familie, meine Brüder, ich selbst - uns für das Gesetz GOTTES und den Tempel einsetzten und welche Kämpfe und Gefahren wir auf uns nahmen. Alle meine Brüder haben ihr Leben dabei gelassen, sie sind für Israel gestorben, bis schließlich nur ich allein übrigblieb. Aber ich denke nicht daran, in der Stunde der Gefahr mein Leben zu schonen. Soll es mir besser gehen als meinen Brüdern? Nein, jetzt, da all die fremden Völker sich wieder zusammengetan haben und uns in ihrem Haß vernichten wollen, werde ich für mein Volk und für den Tempel kämpfen; ich werde eure Frauen und Kinder schützen!

Diese Rede machte dem Volk wieder Mut. Die Menge antwortete Simeon mit dem lauten Ruf: Nach deinen Brüdern Judas und Jonathan bist du jetzt unser Anführer! Übernimm die Führung in unserem Kampf; wir werden jedem deiner Befehle unbedingt gehorchen!

Simeon rief sofort alle wehrfähigen Männer zu den Waffen. Er beeilte sich, den Mauerbau in Jerusalem zu vollenden und die Stadt ringsum in einen wehrfähigen Zustand zu versetzen. Jonathan, der Sohn Abschaloms, wurde mit einem hinreichend starken Heer nach Joppe geschickt. Die Einwohner mußten ihre Stadt verlassen; Jonathan und seine Truppen setzten sich in ihr fest.

Tryphons Mißerfolg. Jonathans Tod

Tryphon brach mit einem starken Heer von Ptolemais auf, um in Judäa einzumarschieren. Simeons Bruder Jonathan führte er als Gefangenen mit. Simeon schlug sein Lager bei Hadid am Rand der Küstenebene auf. Als Tryphon erfuhr, daß Simeon die Stelle seines Bruders Jonathan eingenommen habe und schon gerüstet sei, den Kampf mit ihm aufzunehmen, ließ er ihm folgende Botschaft übermitteln: Ich halte deinen Bruder Jonathan nur fest, weil er der königlichen Kasse Gelder schuldig geblieben ist, die er aufgrund seiner Ämter zahlen muß. Ich lasse ihn sofort wieder frei, wenn du mir achtzig Zentner Silber schickst. Schicke mir außerdem zwei seiner Söhne als Geißeln. Ich will sichergehen, daß er sich nicht gegen mich stellt, sobald er wieder auf freiem Fuß ist.

Simeon wußte genau, daß Tryphon nicht Wort halten würde. Er wollte sich aber auch nicht den Unwillen des Volkes zuziehen; das Volk sollte ihm nicht vorwerfen können, nur weil er Tryphon das Geld und die zwei Söhne nicht geschickt hätte, habe Jonathan sterben müssen. So ließ er also das Geld und die Kinder von Jerusalem herbeischaffen und an Tryphon übergeben. Der aber leugnete ab, irgend etwas versprochen zu haben, und gab Jonathan nicht heraus.

Jetzt wollte Tryphon auf judäisches Gebiet vorstoßen, um sein Vernichtungswerk zu beginnen. Dabei suchte er Simeon auszuweichen und wählte den Umweg über Adora. Aber wohin er auch marschierte, überall war Simeon mit seinem Heer schon zur Stelle und hinderte ihn, in Judäa einzufallen. Die feindliche Besatzung der Festung von Jerusalem schickte Boten an Tryphon, die ihn zur Eile drängten. Sie forderten ihn auf, von der Wüste her einen Durchbruch zu versuchen und Nahrungsmittel für sie heranzuschaffen. Für dieses Unternehmen bot Tryphon seine gesamte Reiterei auf. Aber gerade in dieser Nacht schneite es sehr stark, und wegen des Schnees kam man nicht durch.

Tryphon ließ darauf seinen Plan fallen und zog ab in Richtung Gilead. In der Nähe von Baskama ließ er Jonathan töten und auch dort begraben. Dann marschierte er weiter und kehrte in sein Land zurück.

Die Grabanlage in Modein

Simeon holte den Leichnam seines Bruders nach Modein und bestatte ihn in de Stadt seiner Vorfahren. Ganz Israel hielt eine große Totenklage für Jonathan; tagelang beweinte man ihn. Über dem Grab seines Vaters und seiner Brüder errichtete Simeon einen großen, weithin sichtbaren Bau, der an der Vorder- und Rückseite mit polierten Steinplatten verblendet war. Auf dem Bau erhoben sich sieben Pyramiden, von denen sechs paarweise einander zugeordnet waren und an Simeons Vater, seine Mutter und seine vier Brüder erinnern sollten. Die Anlage war eingefaßt durch hohe Säulen, die mit steinernen Bildwerken geschmückt waren. Die einen zeigten Rüstungen und Waffen und verkündeten so den Kriegsruhm der Toten, die anderen zeigten Schiffe, die man schon vom Meer aus sehen konnte. Die Grabanlage, die Simeon baute, steht bis heute in Modein.

Das neue Bündnis mit Demetrius II.: Freiheit für Judäa

Tryphon ließ den jungen König Antiochus heimtückisch ermorden und setzte sich selbst die Krone Asiens auf. Das Land hatte schwer unter ihm zu leiden.

Simeon baute die Festungen in Judäa aus. Sie erhielten starke Mauern, hohe Türme und gut zu sichernde Toranlagen. In den Festungen legte er Lebensmittelvorräte an. Darauf schickte er eine Gesandtschaft zu König Demetrius, um bei ihm Steuernachlaß zu erwirken. Denn Tryphon hatte das Land rücksichtslos ausgeraubt. Die Gesandtschaft kehrte mit folgendem Antwortschreiben zurück:

König Demetrius grüßt Simeon, den Obersten Priester und Freund der Könige sowie den Rat der Ältesten und das ganze jüdische Volk.

Ich habe den goldenen Kranz und den Palmzweig den ihr mir übersandt habt, empfangen und bin bereit, endgültig mit euch Frieden zu schließen. Ich werde meine Behörden anweisen, euch Steuernachlaß zu gewähren. Alle Vorrechte, die ich euch früher schon einmal gewährt habe, bleiben in Kraft. Auch die Festungen, die ihr angelegt habt, sollen euch nicht genommen werden. Ich vergebe euch alle Fehler und Vertragsverletzungen, deren ihr euch in jüngster Vergangenheit schuldig gemacht habt, und erlasse euch zugleich die Lieferung der goldenen Ehrenkrone, die ihr mir schuldig seid. Sollten sonst noch irgendwelche Steuern in Jerusalem erhoben worden sein, so sind auch diese in Zukunft nicht mehr zu zahlen. Wenn es bei euch junge Leute gibt, die geeignet sind, in meiner Leibgarde Dienst zu tun, werden sie von mir angenommen. Zwischen uns soll endgültig Frieden herrschen.

So wurde Israel im hundertsiebzigsten Jahr der griechischen Herrschaft vom fremden Joch befreit. Von da an leitete man in Israel Urkunden und Verträge mit dem Satz ein: Im ersten Jahr der Regierung Simeons, des großen Obersten Priesters und Oberhauptes der Juden in Krieg und Frieden.

Simeon erobert Geser

Damals ging Simeon auch gegen die Stadt Geser vor und schloß sie mit seinen Truppen ein. Er ließ einen mächtigen Belagerungsturm bauen und an einen Turm der Stadtbefestigung heranfahren. Der Stadtturm wurde erobert, und über ihn drang die Besatzung des Belagerungsturmes in die Stadt ein. Unter der Bevölkerung entstand eine Panik. Die Männer kamen mit ihren Frauen und Kindern auf die Stadtmauer. Sie zerrissen ihre Gewänder und schrien und flehten, Simeon solle Frieden mit ihnen schließen, er solle doch Gnade vor Recht ergehen lassen. Simeon ließ sich erweichen. Der Kampf wurde eingestellt; aber alle Einwohner mußten die Stadt verlassen. Nachdem die Häuser, in denen man Standbilder der fremden Götzen gefunden hatte, gereinigt worden waren, hielt Simeon mit seinen Leuten unter Preis- und Dankliedern Einzug in die Stadt. Alle Spuren des alten Götzendienstes wurden beseitigt und Männer angesiedelt, die dem Gesetz GOTTES gehorchten. Simeon ließ die Befestigungsanlagen von Geser noch weiter ausbauen und für sich selbst einen Palast errichten.

Die Festung von Jerusalem in jüdischer Hand

Die Besatzung der feindlichen Festung in Jerusalem war inzwischen von jeder Verbindung abgeschnitten. Die Belagerten konnten nicht mehr einkaufen und hatten kaum mehr etwas zu essen; viele verhungerten. Da baten sie Simeon um Frieden. Simeon schenkte ihnen das Leben, befahl ihnen aber, die Festung zu räumen. Dann ließ er alles daraus entfernen, was gegen das Gesetz des HERRN verstieß.

Mit Jubelrufen und mit Palmzweigen in der Hand zogen die Israeliten in die Festung ein. Zur Begleitung von Lauten, Harfen und Zimbeln sangen sie Dank- und Freudenlieder, weil der letzte und gefährlichste Stützpunkt des Feindes gefallen war. Das war am dreiundzwanzigsten Tag des zweiten Monats im Jahr hunderteinundsiebzig der griechischen Herrschaft. Simeon bestimmte, daß dieser Tag jedes Jahr gefeiert werden sollte. Er ließ die Mauern des Tempelbezirks auf der Seite zur Festung hin verstärken und machte die Festung zum Wohnsitz für sich und sein Gefolge. Seinen Sohn Johanan, der inzwischen zu einem Mann herangewachsen war, ernannte Simeon zum Befehlshaber des gesamten jüdischen Heeres. Johanan nahm seinen Amtssitz in Geser.

Kapitel 14:

Demetrius II. vom Perserkönig gefangengesetzt

Im hundertzweiundsiebzigsten Jahr der griechischen Herrschaft sammelte König Demetrius sein Heer und zog nach Medien, um sich dort Hilfstruppen für seien Krieg gegen Tryphon zu beschaffen. Als Arsakes der König von Persien und Medien, hörte, daß Demetrius in sein Gebiet einmarschiert sei, gab er einem seiner Heerführer den Auftrag, dem Eindringling entgegenzutreten und ihn lebendig gefangenzunehmen. Es kam zum Kampf zwischen den beiden Heeren und das Heer von Demetrius unterlag. Er selbst wurde lebendig gefaßt und Arsakes übergeben, der ihn als Gefangenen bei sich behielt.

Preislied auf Simeon

So kam unter Simeon das Land zur Ruhe, und es hatte Ruhe, solange er lebte. Das Volk war froh über Simeons Macht und Ansehen, denn beides setzte er nur zum besten des Volkes ein. Zu seinen großen Taten gehört die Eroberung der Hafenstadt Joppe; er erschloß damit seinem Volk den Weg zu den Inseln des Mittelmeeres. Er setzte sich durch im eigenen Land und gewann seinem Volk neue Gebiete hinzu. Viele Verbannte führte er in die Heimat zurück. Er eroberte Geser und Beth-Zur und die Festung in Jerusalem. Aus der Festung entfernte er alles, was gegen das Gesetz des HERRN verstieß, und niemand widersetzte sich ihm.

Jeder bestellte in Frieden sein Land, der Boden gab seinen Ertrag, und die Bäume trugen ihre Frucht. Die jungen Männer gingen stolz daher im Schmuck ihrer Waffen, und die Alten saßen auf den Plätzen der Stadt und berieten über gemeinsames Wohl. Simeon versorgte die Städte mit Vorräten und sicherte sie mit Mauern, Türmen und Toren. In aller Welt war sein Name bekannt, überall rühmte man ihn. Ja, er brachte seinem Land den Frieden; Israel war voller Freude und Jubel. Jeder konnte unter seinem Weinstock und Feigenbaum sitzen, niemand schreckte ihn auf. Denn die Könige waren vernichtend geschlagen, es gab keinen mehr, der gegen Israel Krieg führte. Allen Armen und Unterdrückten im eigenen Volk verhalf Simeon zu ihrem Recht. Er verschaffte dem Gesetz des HERRN Geltung und räumte mit allen auf, die es nicht anerkennen wollten oder gegen seine Weisungen verstießen. Den Tempel ließ er prachtvoll ausbauen und reich mit heiligen Geräten versehen.

Erneuerung der Bündnisse mit Sparta und Rom

Die Nachricht von Jonathans Tod hatte in Rom und auch in Sparta Trauer und Bestürzung ausgelöst. Als man jedoch erfuhr, daß Simeon, der Bruder Jonathans, dessen Stelle als Oberster Priester eingenommen habe und das Land mit allen Städten fest in seiner Hand sei, boten Römer und Spartaner Simeon die Erneuerung des Beistandpaktes an, den sie mit Judas und Jonathan geschlossen hatten. Sie übersandten Simeon bronzene Tafeln, auf denen ihr Beschluß eingraviert war. Die Tafeln wurden in Jerusalem in der Volksversammlung verlesen. Hier ist eine Abschrift der Tafel, die die Spartaner übersandten.

Regierung und Volk von Sparta grüßen ihre Brüder, den Obersten Priester Simeon, die Ältesten, die Priester und das ganze jüdische Volk.

Die Gesandten, die ihr zu uns geschickt habt, haben uns von euren ruhmvollen Taten berichtet und von dem Ansehen, das ihr jetzt genießt. Ihr Kommen war für uns ein Anlaß großer Freude. Was sie vorbrachten, ist im Protokoll unserer Volksbeschlüsse wie folgt festgehalten worden: Numenius, der Sohn von Antiochus, und Antipater, der Sohn Jasons, sind als Abgesandte der Juden zu uns gekommen, um den Freundschaftspakt mit uns zu erneuern. Die Volksversammlung hat beschlossen, die beiden mit allen Ehren zu empfangen und die Niederschrift ihrer Worte im Staatsarchiv zu hinterlegen, damit das Volk von Sparta ständig an dieses Bündnis erinnert wird. Dem Obersten Priester Simeon ist eine Abschrift des Protokolls zugegangen.

Als Antwort auf das Angebot der Römer und um den Beistandpakt mit ihnen zu bekräftigen, wurde Numenius nach Rom geschickt und überbrachte als Geschenk einen großen goldenen Schild, der vierzehn Zentner wog.

Das jüdische Volk ehrt Simeon und seine Familie

Angesichts der Anerkennung, die Simeon zuteil wurde, fragte sich das versammelte jüdische Volk: Wie können wir Simeon und seinen Söhnen unsere Dankbarkeit zeigen? Er selbst, seine Brüder, seine ganze Familie, waren uns Halt und Stütze. Sie haben die Feinde aus unserem Land vertrieben und Israel die Freiheit gebracht. So faßte das Volk einen Beschluß und ließ ihn auf Bronzetafeln eingravieren, die auf dem Berg Zion an Säulen angebracht wurden. Hier ist die Wiedergabe der Inschrift:

Am achtzehnten des sechsten Monats im hundertzweiundsiebzigsten Jahr der griechischen Herrschaft, das ist das dritte Jahr der Regierung des Obersten Priesters Simeon, des Oberhauptes des Volkes GOTTES, wurde auf einer großen Versammlung der Priester und Ältesten, der Truppenführer und des ganzes Volkes in aller Form festgestellt:

In den vielen Kriegen, die unser Land heimsuchten, haben Simeon, der Sohn des Priesters Mattatias aus der Nachkommenschaft Jojaribs, und seine Brüder sich den Feinden unseres Volkes entgegengestellt. Mit Leib und Leben sind sie für den Bestand des Tempels und für die Geltung des Gesetzes des HERRN eingetreten und haben unserem Volk höchste Ehre und Anerkennung erworben. Jonathan sammelte das Volk um sich und wurde Oberster Priester. Nach seinem Tod beschlossen die Feinde, in unser Land einzufallen und den Tempel zu vernichten. Da stand Simeon auf und führte den Kampf. Er opferte einen großen Teil seines Vermögens, um die kampffähigen seines Volkes mit Waffen auszurüsten und ihre Verpflegung sicherzustellen. Er befestigte die Städte Judäas, besonders Beth-Zur an der Grenze. Die Stadt, die vorher ein Waffenlager des Feindes war, machte er zum Stützpunkt jüdischer Truppen. Auch Joppe, die Hafenstadt am Mittelmeer, und Geser im Gebiet von Aschdod erhielten starke Befestigungen. Die feindselige Bevölkerung dieser Städte wurde vertrieben; Simeon siedelte Juden dort an und stellte ihnen alles zur Verfügung, was sie brauchten, um sich einrichten und behaupten zu können.

Das Volk sah, daß dies alles Simeons Werk war, daß er mit ganzen Herzen auf der Seite seines Volkes stand und unablässig und mit Erfolg bemüht war, Israel aufzuhelfen und ihm Ruhm und Geltung zu verschaffen. Darum machte das Volk ihn zu seinem Anführer und zum Obersten Priester. Unter Simeons Führung gelang es, die Fremden ganz aus dem Land zu vertreiben, vor allem auch aus Jerusalem. Die Feinde hatten sich die Davidsstadt zur Festung ausgebaut. Sie machten von dorther immer wieder Ausfälle, achteten nicht die Heiligkeit des Gebietes rings um den Tempel und waren für das Heiligtum eine große Gefahr. Simeon legte jüdische Soldaten in die Festung und baute sie weiter aus, zum Schutz Jerusalems und des ganzen Landes. Auch die Stadtmauern Jerusalems ließ er erhöhen. Angesichts dieser Tatsachen bestätigte König Demetrius ihm im Amt des Obersten Priesters, nahm ihn in den Kreis seiner Freunde auf und ließ ihm weitere hohe Ehren zuteil werden. Das tat er auch deshalb, weil er erfuhr, daß die Juden mit den Römern einen Beistandspakt abgeschlossen hatten, daß sie von ihnen als Brüder angesprochen wurden und eine Gesandtschaft Simeons in Rom ehrenvoll empfangen worden war.

Darum haben die Juden und ihre Priester nunmehr folgendes beschlossen:

Bis ein von GOTT beglaubigter Prophet aufsteht und in dieser Sache etwas anderes verfügt, sollen Simeon und seine Nachkommen die Oberhäupter und Obersten Priester der Juden auf Lebenszeit sein. - Simeon also ist unser Heerführer, und er hat auch für den Tempel zu sorgen. Durch ihn werden alle Beamte ernannt: die für die Arbeiten am Tempel, die für die Angelegenheiten des Heeres und der Festungen sowie alle anderen Beamte im Land. Alle sind ihm Gehorsam schuldig. Alle Urkunden sind in seinem Namen auszustellen, und er darf das Purpurgewand und den goldenen Stirnreif tragen. Keinem aus dem Volk oder aus der Priesterschaft ist es erlaubt, eine dieser Bestimmungen außer Kraft zu setzen; keiner darf die Anordnungen des Obersten Priesters zuwiderhandeln, keiner ohne seinen Auftrag irgendwo im Land eine Volksversammlung einberufen, keiner ein Purpurgewand und die goldene Spange tragen. Jeder, der gegen diese Bestimmungen verstößt oder eine von ihnen außer Kraft setzt, wird vor Gericht gestellt.

Das ganze Volk hat beschlossen, Simeon die hiermit umschriebenen Vollmachten zu übertragen. Simeon hat zugestimmt und sich bereit erklärt, Oberster Priester und Oberhaupt der Juden in Krieg und Frieden zu sein - der Juden einschließlich ihrer Priesterschaft - und alle damit verbundenen Aufgaben wahrzunehmen.

Nach dem Willen des Volkes wurde dieser Beschluß in Bronzetafeln eingraviert, und die Tafeln wurden im Vorhof des Tempels an einer Stelle, die allen zugänglich ist, aufgestellt. Zugleich war beschlossen worden, eine Abschrift davon in der Schatzkammer des Tempels zu hinterlegen, damit sie Simeon und seinen Söhnen ständig zur Hand sei.

Kapitel 15:

Antiochus VII. bekräftigt die Zusagen seiner Vorgänger

Antiochus, der Sohn von König Demetrius, schrieb von den Inseln des Mittelmeers an Simeon folgenden Brief:

König Antiochus grüßt den Obersten Priester Simeon, das Oberhaupt der Juden, sowie das ganze jüdische Volk.

Verbrecher haben die Herrschaft über das Reich meiner Vorfahren an sich gerissen. Ich bin entschlossen, ihrer Herrschaft ein Ende zu machen und im Reich die alte Ordnung wiederherzustellen. Zu dem Zweck habe ich Truppen in großer Zahl angeworben und Kriegsschiffe ausgerüstet. Ich werde kommen und alle zur Rechenschaft ziehen, die das Land verwüstet und so viele Städte meines Reiches zerstört haben.

Dir jedoch, Simeon, bestätige ich die Steuer- und Abgabenfreiheit, die dir die Könige vor mir gewährt haben. Ich gestatte dir darüber hinaus, eigene Münzen zu prägen und in deinem Land in Umlauf zu bringen. Jerusalem und das Heiligtum sollen frei sein. Alle Waffen die du dir beschafft hast, und alle Festungen die von dir gebaut wurden und sich in deiner Hand befinden, darfst du behalten. Alles, was du der königlichen Kasse schuldig geblieben bist, und alles, was du ihr fernerhin zu zahlen schuldig wärest, ist dir heute und für alle Zukunft erlassen. Sobald die Herrschaft über das Reich wieder fest in meinen Händen ist, werde ich dich und dein Volk und den Tempel mit höchsten Ehren auszeichnen. Euer Ruhm soll in aller Welt bekannt werden.

Im hundertvierundsiebzigsten Jahr der griechischen Herrschaft betrat Antiochus das Land, in dem seine Vorfahren regiert hatten. Die meisten Soldaten liefen zu ihm über, nur wenige hielten weiter zu Tryphon. Dieser merkte, daß seine Stellung nicht zu halten war, und flüchtete vor Antiochus in die Stadt Dor am Mittelmeer. Antiochus belagerte Dor mit hundertzwanzigtausend Soldaten und achttausend Reitern. Seine Schiffe griffen von See her an, so daß die Stadt ringsum eingeschlossen und vom Land und vom Wasser aus bedrängt wurde. Keiner konnte mehr heraus und keiner herein.

Die Römer bekräftigen ihr Bündnis mit dem jüdischen Volk

Zu der Zeit trafen Numenius und die anderen, die ihn nach Rom begleitet hatten, wieder in Jerusalem ein. Sie brachten folgenden Brief mit, der an verschiedene Könige und Länder adressiert war:

Der römische Konsul grüßt König Ptolemäus.

Die Juden sind unsere Freunde und Bundesgenossen. Ihr Oberster Priester Simeon und das ganze Volk haben Gesandte zu uns geschickt, um den alten Beistandpakt mit uns zu erneuern. Zugleich übersandten sie uns einen goldenen Schild im Wert von sechzigtausend Silberstücken. Wir haben darum beschlossen, verschiedene Könige und Länder schriftlich anzuweisen, nichts gegen die Juden zu unternehmen. Sie sollen das jüdische Land und seine Städte nicht angreifen und niemand unterstützen, der das tut. Wir haben auch beschlossen, den Schild als Ehrengabe aus der Hand der Juden entgegenzunehmen. Sollten daher Verräter aus Judäa zu euch geflüchtet sein, so liefert sie an den Obersten Priester Simeon aus, damit er sie nach dem jüdischen Gesetz bestrafen kann.

Den gleichen Brief schrieb Luzius an die Könige Demetrius, Attalus, Ariarathes und Arsakes, sowie an die folgenden Staaten: Sampsake, Sparta, Delos, Myndos, Sikyon, Karien, Samos, Pamphylien, Lyzien, Halikarnaß, Rhodos, Phaselis, Kos, Side, Arwad, Gortyna, Knidos, Zypern und Zyrene. Der Oberste Priester Simeon erhielt eine Abschrift davon.

Feindschaft zwischen Antiochus VII. und Simeon

König Antiochus belagerte immer noch die Stadt Dor. Er ließ Belagerungsmaschinen bauen, und unablässig griffen seine Truppen an. Tryphon war völlig eingeschlossen. keiner konnte mehr aus der Stadt heraus und keiner mehr hinein. Simeon schickte dem König zur Unterstützung zweitausend ausgesucht tüchtige Soldaten, sowie Silber und Gold und eine Menge Kriegsausrüstung. Doch der König lehnte es ab, die Hilfe anzunehmen. Überdies erklärte er alle Zusagen, die er Simeon vorher gemacht hatte, für nichtig und brach die freundschaftliche Beziehung zu ihm ab. Er schickte einen seiner Freunde, Athenobius, nach Jerusalem. Dieser sollte mit Simeon verhandeln und ihm folgendes sagen: Du hält's Joppe und Geser und die Festung in Jerusalem besetzt, obwohl diese Städte und diese Festung mir gehören. Das Gebiet der genannten Städte hast du verwüstet und im Land großen Schaden angerichtet. Darüber hinaus hast du noch viele andere Ortschaften, die zu meinem Herrschaftsbereich gehören, an dich gerissen. Gib jetzt also die beiden Städte und die Festung von Jerusalem wieder heraus, und von den anderen Ortschaften, die du dir angeeignet hast und die gar nicht zu Judäa gehören, mußt du die Steuern an mich abführen. Andernfalls mußt du mir vierhundert Zentner Silber zahlen und weitere vierhundert Zentner als Entschädigung für die Zerstörungen, die du angerichtet hast, und als Entgelt für die inzwischen aufgelaufene Steuerschuld der Städte. Wenn du auch darauf nicht eingehst, werde ich gegen dich Krieg führen.

Athenobius kam nach Jerusalem und war sehr erstaunt, als er die große Prachtentfaltung um Simeon sah und das goldene und silberne Geschirr auf den Tischen wahrnahm. Er richtete ihm die Botschaft des Königs aus. Aber Simeon gab zur Antwort: Wir haben kein fremdes Gebiet besetzt und nichts genommen, was uns nicht gehört. Es handelt sich um Eigentum, das uns von unseren Vorfahren her zusteht. Unsere Feinde hatte es unrechtmäßiger Weise für einige Zeit an sich gebracht, und als sich die Gelegenheit bot, haben wir es wieder in Besitz genommen. Was Joppe und Geser betrifft, auf die du Anspruch erhebst: Diese Städte haben unserem Volk und Land schweren Schaden zugefügt. Wir sind aber bereit, für sie achtzig Zentner Silber zu zahlen. - Athenobius gab darauf keine Antwort. Wütend reiste er ab und meldete dem König, was Simeon gesagt hatte. Er berichtete auch von der Pracht, in der Simeon lebte, und von alle dem, was er dort gesehen hatte. Der König war sehr aufgebracht.

Simeons Söhne siegen über Kendebäus

Tryphon gelang es, mit einem Schiff nach Orthosia zu entkommen. Der König ernannte darauf Kendebäus zum Befehlshaber des Küstengebietes, unterstellte ihm Truppen zu Fuß und zu Pferde und gab ihm den Auftrag, an der Grenze Judäas sein Lager aufzuschlagen. Er sollte die Ortschaft Kidron ausbauen und mit festen Toranlagen versehen und dann die Israeliten angreifen. Er selbst nahm die Verfolgung Tryphons auf.

Kendebäus zog nach Jammia und fing an, das jüdische Volk zu belästigen. Er machte Einfälle nach Judäa, nahm Leute gefangen und brachte sie um. Kidron wurde ausgebaut und erhielt eine Besatzung von Soldaten und Reitern, die ausschwärmten und die Straßen Judäas unsicher machten, wie der König es befohlen hatte.

Kapitel 16:

Johanan ging von Geser hinauf nach Jerusalem und berichtete seinem Vater Simeon, was Kendebäus unternahm. Darauf sagte Simeon zu seinen zwei ältesten Söhnen, Judas und Johanan: Die ganze Familie meines Vaters, meine Brüder und ich, haben von Jugend auf bis heute für Israel Krieg geführt, und immer wieder gelang es uns, Israel zu retten. Jetzt bin ich ein alter Mann, aber ihr steht durch GOTTES Gnade in den besten Jahren. Ihr sollt jetzt an meine Stelle und an die Stelle meines Bruders Jonathan treten und für unser Volk kämpfen. GOTT möge euch dabei helfen.

Johanan stellte ein Heer von zwanzigtausend Soldaten zu Fuß und eine Reitertruppe auf und zog mit ihnen gegen Kendebäus in den Kampf. Nachdem sie eine Nacht in Modein verbracht hatten, rückten sie am nächsten Morgen in die Ebene vor. Bald sahen sie sich einem starken Heer, Fußvolk und Reitern, gegenüber; nur ein Tal trennte sie noch von ihnen. Johanan stellte sein Heer den Feinden gegenüber in Schlachtordnung auf. Als er merkte, daß seine Leute Angst hatten, das Tal zu durchqueren, tat er es als erster vor aller Augen, und alle folgten ihm nach.

Die jüdische Reiterei war der des Gegners zahlenmäßig weit unterlegen. Darum stellte Johanan sie nicht an den Flügeln der Schlachtreihe auf, sondern in deren Mitte. Dann bliesen die Israeliten die Signalhörner und griffen an. Kendebäus wurde geschlagen, und viele seiner Soldaten mußten ihr Leben lassen. Der Rest des feindlichen Heeres suchte Zuflucht in dem befestigten Kidron. Judas war in der Schlacht verwundet worden; sein Bruder Johanan nahm die Verfolgung auf. Als er vor Kidron erschien, flohen die Syrer weiter in die Wachttürme im Gebiet von Aschdod. Aber Johanan ließ die Türme in Brand stecken; etwa zweitausend feindliche Soldaten fanden dabei den Tod. Danach kehrte Johanan wohlbehalten nach Judäa zurück.

Der Tod Simeons und der Regierungsantritt Johanans

Ptolemäus, der Sohn Abubs, war Befehlshaber in der Ebene von Jericho. Als Schwiegersohn des Obersten Priesters besaß er viel Silber und Gold. Da wurde er stolz und wollte noch höher hinaus. Er beschloß, die Herrschaft über Judäa an sich zu bringen, und überlegte, wie er Simeon und seine Söhne heimtückisch aus dem Weg schaffen könnte. Als Simeon die Städte in jenem Gebiet besuchte, um dort nach dem Rechten zu sehen, kam er im hundertsiebenundsiebzigsten Jahr der griechischen Herrschaft im elften Monat - das ist der Monat Schebat - auch nach Jericho. Seine Söhne Judas und Mattatias begleiteten ihn. Der Sohn Abubs empfing sie voller Hinterlist auf der kleinen Festung Dok, die er selbst hatte erbauen lassen, und veranstaltete für sie ein großes Trinkgelage. Zugleich hielt er dort bewaffnete Männer versteckt. Als Simeon und seine Söhne betrunken waren, ließ Ptolemäus seine Helfershelfer aus ihrem Versteck. Sie nahmen ihre Waffen, fielen im Speisesaal über Simeon her und macht ihn und seine beiden Söhne und einige aus seinem Gefolge nieder. So beging Ptolemäus gemeinen Verrat und vergalt Gutes mit Bösem.

Ptolemäus berichtete dem König in einem Brief, was er getan hatte, und bat ihn, er möge ihm das jüdische Land und seine Städte unterstellen und ihm Truppen zur Unterstützung schicken. Die Offiziere des jüdischen Heeres forderte er brieflich auf, sich ihm anzuschließen, und stellte ihnen Silber und Gold und andere Geschenke in Aussicht. Einen Teil seiner Leute schickte er nach Jerusalem. Sie sollten Stadt und Tempelberg besetzen. einen anderen Teil schickte er nach Geser mit dem Auftrag, Johanan zu beseitigen. Aber ehe sie in Geser ankamen, hatte ein Bote Johanan schon gemeldet, daß man seinen Vater und seine Brüder umgebracht habe und Leute unterwegs seien, die auch ihn töten sollten. Johanan war über diese Nachricht sehr erschüttert. Aber weil er gewarnt war, konnte er die Männer, die ihn töten sollten, gefangennehmen und hinrichten lassen.

Johanan wurde nun anstelle seines Vaters Simeon Oberster Priester. Alles, was sonst noch über seine Regierungstätigkeit, seine Feldzüge und kühnen Einzelunternehmungen und den Wiederaufbau der Mauern Jerusalems zu sagen ist, kann man in der Chronik über seine Amtszeit als Oberster Priester nachlesen.